Ausflug - Die Sehenswürdigkeiten



An dieser Stelle bringen wir mögliche Ausflugsziele näher. Wir sahen uns außer Stande, solch kulturelle Fülle aufzunehmen. Zudem war unsere Aufenthaltszeit beschränkt.



Hier eine kleine Vorauswahl der wichtigsten
Welterbe-/ Kulturerbestätten in Tunesien
- Medina von Tunis (1979)
- Ruinen von Karthago (1979)
- Amphitheater von El Djem (1979)
- Kerkouane mit Nekropole (1985)
- Medina von Sousse (1988)
- Medina von Kairouan (1988)
- Ruinen von Thugga (1997)

Welterbe-/ Naturerbestätten in Tunesien
- Nationalpark Ichkeul (1980)

Übersicht Urgeschichte

Das nördliche Afrika wurde zwischen der Altsteinzeit und der Eisenzeit in archäologische Kulturen wie
das Acheuléen (etwa 1,76 Millionen bis 150.000 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet durch Vorhandensein von Faustkeilen
das Atérien (etwa 40.000 bis 10.000 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet durch kleinere und leichtere Feuer-/Hornsteingeräte
das epipaläolithische Ibéromaurusien (etwa 17.000 bis 8.000 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet durch Mahlsteine zum Zerreiben von Grassamen
das epipaläolithische Capsien (etwa 9.000 bis 3.000 Jahren vor unsere Zeit) gekennzeichnet durch Rückenmesser und -klingen, Ziegen und Schafhaltung, Getreideanbau, Nadeln aus Knochen zum Fertigen von Kleidung aus Tierhäuten
(Epipaläolithikum - etwa 20.000 bis 6.000 Jahren vor unserer Zeit - Übergangszeit in der technologischen Entwicklung des Menschen von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit)

eingeteilt.
Die klassische europäische Dreiteilung der Ur- und Frühgeschichte in Stein-/ Bronze- und Eisenzeit
Steinzeit (etwa 2,6 bis 1,5 Millionen Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Steinwerkzeug
Altsteinzeit (etwa 2,5 Millionen bis 130.000 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Herstellung von Steinwerkzeugen
Altpaläolithikum (etwa 1,76 Millionen bis 150.000 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von geschlagenen Steinwerkzeugen
Mittelpaläolithikum (etwa 300.000 bis 40.000 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Levallois-Technik - neue Steinhautechnik
Jungpaläolithikum (etwa 40.000 bis 9.700 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Einwanderung des „anatomisch modernen Menschen“ (Homo sapiens) nach Europa
Mittelsteinzeit (etwa 9.600 bis 4.300 Jahren vor unserer Zeit - nur für das nacheiszeitliche Europa) gekennzeichnet von Jagd auf Standwild, zunehmende Fischerei, der Bau von Booten, die Herstellung von Geräten aus den Geweihstangen vom Rotwild
Jungsteinzeit (etwa 12.000 bis 7.500 Jahren vor unserer Zeit - außer Afrika direkt Eisenzeit) gekennzeichnet vom Übergang zur produzierenden Wirtschaftsweise (Neolithische Revolution oder Neolithisierung)
Kupfersteinzeit (etwa 7.500 bis 5.500 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet vom Kupferbergbau und Erfindung grundlegender Metallurgie-Techniken
Bronzezeit (etwa 2.200 bis 800 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet vom Bronzebergbau
Frühe Bronzezeit (etwa 2.200 bis 1.600 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Legierung von Kupfer und Zinn zum Werkstoff Bronze
Mittlere Bronzezeit (etwa 1.600 bis 1.300 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Hügelgräberkultur
Späte Bronzezeit (etwa 1.300 bis 800 Jahren vor unserer Zeit) gekennzeichnet von Veränderung der Grab- und Beigabensitten, Änderungen in Siedlungsstrukturen und einen Wandel im Formenschatz von Waffen, Werkzeugen sowie Keramik
Eisenzeit (etwa 1.200 Jahren vor unserer Zeit bis 1.500 unserer Zeit) gekennzeichnet vom Eisenbergbau
fand keine Anwendung.

Geschichtsstunde

In der heutigen Grenzregion von Algerien und Tunesien fanden sich die ersten Spuren menschlichen Lebens für diesen Bereich vorrangig in Algerien. Sie stammten aus der Altsteinzeit (etwa 2,5 Millionen bis 130000 Jahren vor unserer Zeit) von nomadisch lebenden Jägern und Sammlern.
Die ältesten Funde in Oued Boucherit (Ain Boucherit – Algerien) datierten auf 2,2 Millionen Jahren vor unserer Zeit. Unweit hiervon liegt Aïn el-Hanech (Ain Hanech – Algerien) bei El Eulma (Saint-Arnaud – Algerien). Die dort aufgefundenen Artefakte stammten frühestens aus 1,75 Millionen Jahren vor unserer Zeit.
Älteste Fundstücke aus dem Ort Sidi Zin (Tunesien) werden auf 1 Million Jahren vor unserer Zeit datiert.
In der Oase El Guettar unweit von Gafsa fand man die wohl älteste Kultstätte (Hermaion von El Guettar), ca. 40000 Jahren vor unserer Zeit.
In der Periode der Jungsteinzeit (etwa 12000 bis 7500 Jahren vor unserer Zeit) formte sich die Sahara mit ihren heutigen klimatischen Bedingungen.
Ein Wandel vom Nomadendasein hin zur Sesshaftigkeit war ab 6000 Jahren vor unserer Zeit zu verzeichnen.
Die Berber (ursprüngliches Volk der nordafrikanischen Länder – Sammelbezeichnung für alle Nichtgriechen bzw. alt Libyer) wanderten gemäß ersten zuordenbaren Spuren ab 4000 Jahren vor unserer Zeit ein. Sie nannten sich selber Amazigh / Plural Imazighen.
Megalithanlagen (große Baustein für Grab und Kult) entstanden zwischen dem 3. und 1. Jahrtausend vor unserer Zeit auf dem Djebel Gorra (Kalkstein-Erhebung) sowie in Makhtar (Mactaris antike Stadt der römischen Provinz Africa Byzacena).
Ab 1000 Jahren vor unserer Zeit gab es erste Kontakte mit den Phöniziern / Phönikier / Punier (semitisches Händler- und Seefahrervolk aus dem Raum Libanon und Syrien) in der Stadt Tyros (Libanon). Semiten werden in der afroasiatischen Sprachfamilie (Hebräisch, Arabisch etc.) zusammengefasst.
Die Phönizier besiedelten das heutige Tunesien und gründeten das Phönizische / Punische / Karthagische Reich. Dieses bestand zwischen den Jahren 1000 und 146 vor unserer Zeit.
Utica (Die Alte [Stadt]) galt als die älteste phönizische Stadt auf dem heutigen Territorium Tunesiens. Sie wurde um 1100 vor unserer Zeit gegründet.
814 vor unserer Zeit folgte die Gründung von Karthago. Archäologische Funde stammten aus dem Jahr 750 vor unserer Zeit.
Utica und Karthago waren im Laufe der Geschichte Verbündete und Feinde.
Die Ausdehnung Karthagos fand vorrangig über Handelsniederlassungen und Verträge statt. Es gab auch Kolonisierung, welche zum Beispiel die Numider (Berbervölker der Küstengebiete von Algerien und Tunesien) in das afrikanische Hinterland vertrieb oder die Griechen von Westsizilien und Korsika fern hielt.
Karthago entwickelte sich in nur 150 Jahren zur größten Macht im westlichen Mittelmeerraum. In diese Zeit fielen die Gründungen von Städten wie Sousse und Mogador.
Es verblieb auch als einzige phönizische Großmacht, als Tyros an die Perser fiel.
Mit dem Erstarken des Römischen Reiches kam es zu den drei Punischen Kriegen (264-241 / 218-201 / 149-146 vor unserer Zeit) an deren Ende die Zerstörung der Stadt Karthago stand.
Nach dem Untergang der Stadt erfolgte die Angliederung ans Römische Reich als Provinz Africa von 146 vor unserer Zeit bis 439 unserer Zeitrechnung. Die Hauptstadt wurde vorerst Utica.
Gaius Iulius Caesar / Gaius Julius Cäsar plante 44 vor unserer Zeit eine Colonia (Siedlung [Kriegsgebiet] außerhalb Roms) in Karthago. Die Umsetzung übernahm Augustus (erste römischer Kaiser) ab 29 vor unserer Zeit. Im Jahr 14 unserer Zeit wurde Karthago Hauptstadt der nunmehr bezeichneten Provinz Africa proconsularis. Im 2. Jahrhundert war es die viertgrößte Stadt des Römischen Reiches mit mehr als 300.000 Einwohnern.
Es entstand ein enges Netz von römischen Siedlungen, zum Beispiel Dougga (römisch Thugga), Sbeitla (Sufetula), Bulla Regia, El Djem (Thysdrus), Hadrumetum, Hippo Regius, Cirta, Lepcis Magna oder Thuburbo Majus.
El Djem (Thysdrus) entwickelte sich um 200 zur zweitgrößte Stadt Africas und beherbergte das größte Amphitheater Nordafrikas.
Die fruchtbaren Regionen Sharik-Halbinsel, die Täler von Miliana und Majardah, Gebietelinie nördlich von Sitifis nach Madauros (M’Daourouch in Algerien) für den Weizen-, Feigen-, Datteln- und Olivenölanbau, die Viehzucht mit Schafen, Ziegen, Schweine, Esel, Pferde, dem Fischfang, die Ausfuhr von Wildtieren (Leoparden, Löwen, Affen und Elefanten), Holz und Marmor aus Simitthu (Shimtu) sowie die Keramikproduktion verschafften der Region einen sechs Jahrhunderte andauernden Wohlstand. Dies erklärte eine weitere Verbreitung von Mosaikkunst, zum Beispiel über 2.000 Fußböden.
Die römischen Eroberung Jerusalems und der Bar-Kochba-Aufstand (jüdischer Rebell) förderten die Zuwanderung von Juden und Christen in den heutigen Bereich von Tunesien.
Dies wiederum bewirkte eine schnelle Christianisierung Nordafrikas bis zum Ende des 2. Jahrhunderts. Ein Zentrum war Karthago und entwickelte sich zum zweitwichtigsten Bischofssitz des Weströmischen Reiches neben Rom. Der Apologet (Verteidiger des christlichen Glaubens) Tertullian und Cyprian lehrten in der Stadt.
Die Ruinen der Basilika von Karthago und weiterer Kirchen auf heidnischen Tempeln (zum Beispiel Sufetula) zeugten von der Bedeutung der afrikanischen Kirche.
Im Jahr 439 erschienen im Zuge der Völkerwanderung die Vandalen (germanisches Volk, welches zur ostgermanischen Sprachgruppe zählte) und Alanen (iranisches Volk, welches zum östlichen Teilstamm der Sarmaten gehörte) im nordafrikanischen Raum. Sie eroberten Karthago und erbeuteten die dort stationierte römische Flotte. Dies ermöglichte die Eroberung von Sardinien, Korsika und den Balearen.
Das Vandalenreich bedrängten in wechselnden Koalitionen die römischen Kleinstaaten sowie die Mauren und Berber. Dies erfolgte auf dem Gebiet Tunesiens vor allem um Capsa im Süden und Thala im Westen.
533 zerschlugen oströmische Truppen unter dem Feldherrn Belisar das Vandalenreich nach der Schlacht bei Tricamarum. Der endgültige Sieg konnte 546 verkündet werden. Anschließend verlieren sich die Spuren zu den Vandalen.
Nach der Eroberung durch das Oströmische / Byzantinische Reich (Ostrom / Byzanz) wurde Karthago eine Diözese (Bistum – territorial abgegrenzter kirchlicher Verwaltungsbezirk) und 590 ein Exarchat von Karthago (oströmisches Vizekönigtum).
Die Verstärkung von Stadtmauern zum Beispiel von Thugga und Vaga (heute Béja) war nötig, um die Louata, Nomaden aus Libyen kommend, abzuwehren.
Mit den arabischen Offensiven von 647, 661 (Eroberung von Bizerta) und 670 (Gründung von Kairuan/Qairawān) hielt auch der Islam Einzug.
Um die Stadt Karthago gab es Schlachten 689, 695 und 698 zwischen den Byzantinern und Arabern. Die letzte führte zur Vernichtung von Exarchat von Karthago durch die Araber.
Kairuan diente für die arabischen Expeditionen auf den nördlichen und westlichen Maghreb (nordafrikanische Staaten Tunesien, Algerien und Marokko) als Ausgangsstadt. Die Araber wollten neben dem Küstengebiet auch das Landesinnere erobern.
Dies führte dazu, dass die Islamisierung die meisten Berber erreichte, welche sich in Mehrheit der Glaubensrichtung der Charidschiten anschlossen. Charidschiten (Rebell) stand im frühen Islam für eine religiös-politische Oppositionsbewegung, welche für die Werte der Gleichheit aller Muslime unabhängig von ihrer Rassen- oder Klassenzugehörigkeit eintrat.
Das Gebiet des heutigen Tunesien gehörte ab 705 zur Provinz der Umayyaden, ein Familienclan des arabischen Stammes der Quraisch aus Mekka. Diesem Stamm gehörte auch Religionsgründer Mohammed an.
Nach der Vernichtung von Karthago trat um 705 Tunis als Verwaltungszentrum erstmals in Erscheinung.
750 übernahm die Dynastie der Abbasiden die Regierung von den Umayyaden, welcher wiederum zwischen 767 und 776 von berberischen Charidschiten abgelöst wurden. Diese Zeit war von sehr vielen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. In diesem Zuge verschwand das nordafrikanische Christentum restlos.
800 übergab der Abassiden-Kalif seine Machtbefugnisse an die Dynastie der Aghlabiden. Das Herrschaftsgebiet umfasste zu dieser Zeit den mittleren und östlichen Maghreb auch als Ifrīqiya bezeichnet. Es war die mittelalterliche arabische Bezeichnung für die Gebiete Ost-Algerien, Tunesien und Tripolitanien (antike Landschaft im heutigen Libyen). Dieser Bereich mit der Stadt Kairouan und der Großen Moschee stellte einen Mittelpunkt islamischer Kunst und Kultur dar.
Die Hauptstadt der Aghlabiden wurde 876 nach Raqqada und 896 nach Tunis verlegt.
Der Berberverband der Kotama/Kutama verdrängte von 900 bis 911 die Dynastie der Aghlabiden.
909 gründete sich die Dynastie der Fatimiden. Diese besiegten 911 die Berber.
Das Einflussgebiet der Fatimiden erstreckte sich über ganz Nordafrika. Die neue Hauptstadt hieß al-Mahdiya / Mahdia von 909 bis 948. Danach war es wieder Kairouan – Al-Mansuriya.
972 verlegten die Fatimiden ihr Machtzentrum nach Kairo.
Die Dynastie der Ziriden begann als Hauptverbündeter 972 und endete 1057 in einem Rachefeldzug der Fatimiden zum Verrat über Beduinenstämme, welche im Gebiet Land zugesprochen bekamen. Anschließend versuchten die Ziriden vergebens ihren Machteinfluss wieder herzustellen. Im Gegenzug mussten sie sich Angriffen der Normannen erwehren.
Im Ergebnis der Migration der mittelalterlichen Geschichte der Maghreb (nordafrikanische Staaten Tunesien, Algerien und Marokko sowie Libyen und Mauretanien) stand eine Bevölkerungsdurchmischung der nomadischen und sesshaften Berber. Die arabische Sprache beeinflusste zunehmend die berberischen Dialekte.
1155 fiel die Dynastie der Almohaden (Bekenner der Einheit Gottes) ein. 1160 war das Reich der Ziriden geschlagen.
Der wirtschaftliche Wiederaufschwung wurde durch Handelsbeziehungen zu wichtigen Mittelmeerstädten ermöglicht. Das almohadische Jahrhundert bezeichnete man auch als Goldenes Zeitalter des Maghreb. Es zeichnete sich durch die Entstehung von großen Städten mit prächtigen Moscheen sowie wissenschaftlichen Arbeiten aus.

Die Almohaden verloren ab 1229 ihren Machteinfluss an die Berber(Amazigh)-Dynastie der Hafsiden. Sie gehörte zur am längsten regierenden Herrscherdynastie im Maghreb (1236 bis 1574) und galt als erste tunesische Dynastie. Das Gebiet umfasste das Ifrīqiya (Kernbereich von Tunesien, Ost-Algerien und Tripolitanien [antike Provinz in Libyen]), welches der Römischen Provinz Africa glich. Die mittelalterliche arabische Bezeichnung Ifrīqiya leitete sich von der Römischen Provinz Africa ab und steht im modernen Arabisch für den ganzen Kontinent Afrika.
Es erfolgte eine Verlegung der Hauptstadt nach Tunis. Die Stadt entwickelte sich dank des Seehandels sehr schnell und war 1270 Ziel des Kreuzzugs von Ludwig IX. aus Frankreich. Dieser blieb jedoch erfolglos, da der König währenddessen verstarb.
Die Hafsiden schufen in den Städten Medresen (Schule für islamische Wissenschaften) bzw. islamische Hochschulen. Die malekitischen Lehrer erhielten eine angemessene Ausstattung. Im Gegenzug wurde jegliche Einmischung in politische Vorgänge und Entscheidungen untersagt.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verloren die Hafsiden langsam die Kontrolle über ihr Einzugsgebiet an die Berberdynastie der marokkanischen Meriniden. Dies läutete die Niederlage von Kairuan (1348) sowie geschickte Heiratsbündnis des Meriniden Abu l-Hasan mit den Hafsiden ein.
Die Meriniden eroberten von 1346 bis 1347 das Reich der algerischen Abdalwadiden als auch den Osten des Maghreb und Tripolitanien (antike Provinz in Libyen).
Eine arabische Stammeskonföderation verdrängte die Meriniden und sorgte für eine Teilung Tunesiens zwischen 1348 und 1370 auf Grund von Rivalitäten. Es entstanden Herrscherhäuser im algerischen Bejaia sowie in Tunis.
1370 konnten die Hafsiden ihre Vormachtstellung zurückgewinnen. Sie mussten sich in den folgenden Jahren einigen Invasionsversuchen erwehren – 1384 Banū Hilāl (arabischer Beduinenstamm), 1390 Koalition christlicher Mächte (Franzosen, Engländer und Genuesen), 1424 und 1432 iberisches Königreich Aragon.
Neben den kriegerischen Auseinandersetzungen erschütterten 1384 sowie zwischen 1450 und 1494 Pestepidemien und Hungersnöte das Land. Die Familienfehden in Tunis trugen ihr übriges bei. Nichts desto trotz konnte Tunesien eine Vormachtstellung im westlichen Islam einnehmen. Es dominierte auch wirtschaftlich und kulturell. Die Hauptstadt Tunis entwickelte sich stetig weiter. Waren 1361 ca. 7.000 Anwesen vorhanden, stieg diese Zahl bis 1516 auf rund 10.000 an. Die Expansion führte dazu, dass 1410 die Vorstadt Bardo integriert wurde.
Am Ende des 15. Jahrhunderts verstärkte sich die Zuwanderung von Mauren und Juden aus Andalusien (südlichster Bereich Spaniens).
1534 nahmen die Hafsiden die Hilfe der Korsarenbrüder Khair ad-Din Barbarossa und Arudsch in Anspruch. Diese mussten sich 1535 aus Tunis zurückziehen. Zu dieser Zeit drangen die Habsburger von Spanien aus nach Tunesien vor. Die Besetzung dauerte bis 1574 an. Die Herrschaft der Hafsiden war in diesen vier Jahrzehnten von Spanien abhängig. Khair ad-Din Barbarossa machte sich nach dem Tod des Bruders zum Vasallen (freiwilliger Gefolgsmann in Fremddienst) des osmanischen Sultans (Herrscher) und wurde von diesem zum Admiral (Marinedienstgrad) des Osmanischen Reiches ernannt.
1574 eroberte das Osmanische Reich Tunesien. Die Armee rückte über Ägypten, das 1517 erobert wurde, Richtung Tripolitanien und später Tunis vor. Die Eroberer hatten wenig Interesse an der Provinz des osmanischen Reiches. Somit ging ihre Autorität zu Lasten lokaler Machthaber.
1590 kam es zum Aufstand der 4.000 in Tunis stationierte Janitscharen (Elitetruppe). Das Ergebnis war ein Dey (Kommandant) als Leiter der Provinzregierung. Ein Rat aus Offizieren der Janitscharen wurde ihm zur Seite gestellt. Unterstellt war dem Dey ein Bey (Statthalter einer Unterprovinz). Dieser war für die Verwaltung des Landes und die Steuereintreibung verantwortlich. Dem Bey war der Pascha (Statthalter/Verwalter einer osmanischen Großprovinz) als Repräsentant des Sultans gleichgestellt.
1612 wurde die Dynastie der Muraditen gegründet. Sie stellte bis 1705 die Beys von Tunis.
1705 folgte die letzte tunesische Dynastie, die der Husainiden/Husseiniden. Sie stellten die Beys von Tunis bis zur Verkündung der Republik 1957. In Verantwortung der Husainiden erreichte Tunesien einen hohen Grad an Selbständigkeit. Die religiöse Autorität des Sultans als Kalif (Beschützer des Islam) wurde anerkannt, jedoch agierte man politisch unabhängig. Dieser Umstand wurde durch die Unabhängigkeit von Tripolitanien unter den Qaramanliden/Karamanli (Dynastie von Paschas in Tripolis) ab 1711 gefördert.
Kriegerischer Auseinandersetzungen gab es 1782 bis 1814 mit Venedig sowie 1807 bis 1812 mit Algerien.
1835 marschierte das Osmanische Heer wieder in Tunis ein.
1837 bis 1855 gab es einen Modernisierungsschub. Es wurden wichtige Reformen, wie die Abschaffung der Sklaverei, Gleichstellung von Christen, Juden und Muslime (1856) sowie die Annahme der ersten arabischen, wenn auch kurzlebigen, Verfassung (1860), eingeleitet. Offiziell gehörte Tunesien bis 1881 zum Osmanischen Herrschaftsbereich.
1869 zwangen wirtschaftliche Schwierigkeiten (ruinöse Politik der Beys sowie hohe Steuern und ausländische Einflussnahme) die Regierung den Staatsbankrott auszurufen. Die Probleme sollte eine internationale Finanzkommission (britisch-französisch-italienisch) lösen. Der Mitte 1878 abgehaltene Berliner Kongress zwischen Deutschem Reich, Österreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien und Russland sowie dem Osmanischen Reich erbrachte, dass Großbritannien Frankreichs Übernahme von Tunesien zu Gunsten der eigenen Übernahme Zyperns duldete sowie kein Interesse an der italienischen Übernahme und möglicher Suez-Kanal-Kontrolle hatte.
1881 wurde der Vorwand von Plündereinfällen aus der Kroumirie (Berglandschaft im Osten Tunesiens) durch Angehörige des tunesischen Stammes der Kroumer nach Algerien zur Annektierung/Angliederung Tunesiens an Frankreich genutzt. Frankreich hatte 1830 begonnen, Algerien zu kolonialisieren. Frankreich zwang Tunesien den Status eines Protektorats mit Beibehaltung der Beys bis 1956 auf – Bardo-Vertrag. Es wurde somit die Unabhängigkeit in der Außen- und Verteidigungspolitik sowie der Verwaltung aufgegeben und der Bey trat seine Machtbefugnisse an den Generalresidenten ab.
1883 wurde die Verwaltungsbefugnis mit dem Vertrag von La Marsa überarbeitet.
Frankreich dehnte sein Einflussgebiet in Nordafrika aus und gliederte Tunesien in sein Kolonialreich ein.
In den Folgejahren wurden Banken und Unternehmen gegründet und die landwirtschaftliche Nutzfläche für den Anbau von Getreide und Oliven erweitert.
Das Bildungssystem wurde zweisprachig (arabisch und französisch) für die tunesische Elite eingeführt.
1885 entdeckte man beträchtliche Phosphatvorkommen in der Region Seldja. Ein Phosphat- und Eisenerzabbau startet nach der Erstellung von Eisenbahnlinien.
1907 kritisierten französisch gebildete Tunesier die französische Kolonialherrschaft. Es entstand die reformistische Intellektuellenbewegung Jeunes Tunisiens (Tunesische Jugendliche). Daraus resultieren Aufstände – 1911 Djellaz-Affäre / 1912 Boykott der Straßenbahn von Tunis / 1914 bis 1921 Ausnahmezustand.
1920 gründete man aus den Reihen von Jeunes Tunisiens die Destur- oder Verfassungspartei.
1934 erfolge nach Streitigkeiten auf dem Kongress von Ksar Hellal einer Teilung der Partei in zwei Richtungen. Dem alten Namen Destur/Destour blieb der islamistische Flügel treu. Der Name des modernistischen (modern gebend) und laizistischen (Trennung Religion und Staat) Flügels lautete Néo-Destur.
1938 ging die Néo-Destur nach blutigen Unruhen in den Untergrund.
1936 bis 1939 errichtete Frankreich Festungsbauten, die sogenannte Mareth-Linie, gegen das italienische Libyen in Tunesien.
1940 wurde Tunesien nach Frankreichs Niederlage gegen das Deutsche Reich durch das Vichy-Regime (Nachfolger der Dritten Französischen Republik) regiert. Es erfolgte, wie in Europa, eine Verfolgung der Juden.
1942 marschierten deutsche und italienische Truppen in Tunesien ein. Man rief zur Unterstützung der Alliierten (Sowjetunion, USA, Großbritannien) auf. Im Tunesienfeldzug kapitulierten die Streitkräfte der Achsenmächte (Deutschland, Italien, Japan) am 11. Mai 1943 am Cap Bon.
Bewaffnete Auseinandersetzungen beendeten 1951 die Verhandlungen zur schrittweisen Unabhängigkeit von Tunesien, die 1950 in Aussicht gestellt war.
1952 eskalierte erneut die Gewalt. Eine Beruhigung trat 1954 ein, als die innere Autonomie zugesichert wurde. 1955 wurden die französisch-tunesischen Verträge unterzeichnet.
Frankreich erkannte am 20. März 1956 die Unabhängigkeit Tunesiens an. Die Wahl der konstituierenden Nationalversammlung erfolge am 25. März 1956 und endete mit dem Sieg aller Sitze durch die Néo-Destur. Nach der Abschaffung der Monarchie am 25. Juli 1957 entstand die Republik Tunesien.
Frankreich behielt nach der Unabhängigkeit bis zum 15. Oktober 1963 die Militärbasis in Bizerta.
Bourguiba wurde am 11. April 1956 zum Premierminister, am 8. November 1959 zum ersten Präsidenten und 1975 zum Präsidenten auf Lebenszeit berufen.
Die tunesische Verfassung vom 1. Juni 1959 orientierte sich am französischen Recht. Der Islam war zwar Staatsreligion, aber Tunesien war das einzige arabische Land, in dem das islamische Rechtssystem Schari'a abgeschafft wurde.
Die Gleichstellung von Mann und Frau im Familienrecht (Eheschließung, Scheidung, Sorgerecht) erfolgte nach der Unabhängigkeit.
1963 wurde ein sozialistischer Kurs mit Verstaatlichung der Wirtschaft eingeschlagen, welcher 1969 endete.
1974 gab es Bestrebungen Tunesien und Libyen zur Arabisch Islamischen Republik zu vereinen.
In den Jahren 1987 bis 2011 hatte Ben Ali das Präsidentenamt inne. Er floh am 14. Januar 2011 aus dem Land.
1995 schloss Tunesien mit der Europäischen Union ein Freihandelsabkommen und assoziierte/verband sich mit ihr 2008.
Bei dem Attentat vom 21. April 2002 auf die El-Ghriba-Synagoge starben 21 Touristen, davon 14 Deutsche. Es gab 30 zum Teil schwer verletzte Menschen.

Der 4. Januar 2011 kann als Beginn des "Arabischen Frühlings" angesehen werden. Diese Bewegung erfasste den Großteil des arabischen Raums.
Am 23. Oktober 2011 fanden die ersten freien Wahlen in Tunesien statt.
Als einzigartig in der arabischen Welt konnte die am 7. Februar 2014 verabschiedete Verfassung angesehen werden. Sie garantierte die Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie das Recht auf gar keinen Glauben. Eine indirekte Einschränkung gab es jedoch mit der Festlegung, dass der Staat das "Heilige" (Islam als Staatsreligion) beschützte. Die Scharia wurde nach wie vor nicht als Rechtsquelle eingeführt.
Ein künftiges autokratisches Regime soll die Machtaufteilung zwischen Präsident und Premierminister vermeiden.
Über die Rechtmäßigkeit zukünftiger Gesetzesreformen soll ein Verfassungsgerichtshof wachen. Dies soll die Gewaltenteilung schützen.
Die Gleichstellung von Mann und Frau wurde wie unter Bourguiba und Ben Ali beibehalten. Frauen durften wählen und die Scheidung einreichen. Hinzugefügt wurde die Chancengleichheit sowie die Festlegung, dass eine bestimmte Anzahl von Sitzen in Stadt- und Landräten an Frauen zu vergeben ist. Das islamische Erbrecht blieb jedoch bestehen. Dieses besagt, dass den Söhnen höhere Anteile zustehen, als den Töchtern.
Ende 2014 erfolgte die Wahl des ersten demokratisch gewählten Präsidenten eines arabischen Landes.
2015 zeichnete man das Tunesische Quartett mit dem Friedensnobelpreis aus. Die Ehrung erfolgte für das Engagement zur Demokratisierung und den nationalen Dialog nach der Revolution.
2015 wurde durch die Organisation Freedom House Tunesien als erstes arabisches Land mit dem Status "frei" auf der Freedom Map eingetragen.
2017 erhielt Tunesien die Bestnote 1 in der Kategorie politischen Rechte.

Bizerta / Binzart / Bizerte / Bizerté

Bizerta - arabisch ‏بنزرت - DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Binzart / französisch Bizerte / römisch Hippo Zarytus / griechisch Hippo Diarrhytus – gründeten die Phönizier gegen 1100 vor unserer Zeit als Handelsstützpunkt.
In der wechselvollen Geschichte der Stadt waren unter anderem Karthager, Römer, Ziriden (Berberdynastie), Banū Hilāl (arabischer Beduinenstamm) sowie Almohaden (muslimische Berber-Dynastie) die Stadtherren.
Bei den Römern hieß die Stadt zum Beispiel Hippo Zarytus. Die griechische Bezeichnung war Hippo Diarrhytus und stand für ein Titularbistum der römisch-katholischen Kirche. Dies geht auf den untergegangenen Bischofssitz zurück.
Der Titularbischof war im Gegensatz zur katholischen Tradition nicht auf eine aktive, sondern auf eine historische Diözese / auf ein historisches Bistum/Bischoftum (kirchlicher Verwaltungsbezirk) geweiht.
Die Bezeichnung Diözese geht auf die Unterteilung des Römischen Reiches und der Begriff Bistum auf das Jurisdiktionsgebiet (Rechts- und Verwaltungshoheit) zurück.
Im Rahmen der Islamischen Expansion um 661 unserer Zeit eroberten arabische Truppen die Stadt und benannten sie Bizerta.
Die tunesischen Korsaren (Seeräuber, Freibeuter oder Pirat) sahen die Stadt als wichtigen Stützpunkt an.
1881 besetzte Frankreich die Stadt. In der Folge wurde sie zu einem wichtigen Militärstützpunkt ausgebaut.
Eine Internierung des Russischen Geschwaders (Rest der Kaiserlich Russischen Schwarzmeerflotte [Weiße Armee]) erfolgte von Dezember 1920 bis Oktober 1924.
1943 gab es heftige Kämpfe zwischen deutschen und US-amerikanischen Truppen im Rahmen des Tunesien-Feldzugs.
Bizerta blieb bis 1963 in französischem Besitz. Um den Militärstützpunkt kam es im Juli 1961 zur Bizerta-Krise. Präsident Habib Bourguiba verlangte den Abzug der französischen Armee und ließ die Flottenbasis von tunesischen Truppen umstellen. Der französische Präsident Charles de Gaulle entsandt Einheiten, die im dreitägigen Kampf das gesamte Stadtgebiet besetzten (über 600 Tote, zu 95 % Tunesier). Ende September erlangte man die tunesisch-französischen Übereinkunft. Am 15. Oktober 1963 verließ der letzte französische Soldat Bizerta.
Bizerta ist heute die Hauptstadt des nördlichsten tunesischen Gouvernement Bizerta. Des weiteren ist es die nördlichste Stadt Afrikas.
Die Hafenstadt am Mittelmeer ist seit gut zwei Jahrtausenden ein bedeutendes Seefahrts- und Handelszentrum mit einem Außenhafen und zwei Innenhäfen. Diese sind über einen Kanal verbunden.
Neben der hohen Militärpräsenz (größter Militärflugplatz der Luftwaffe und das Marinehauptquartier) will die Stadt auch zunehmend den Tourismus als Wirtschaftsfaktor einführen. Des weiterhin ist sie Zentrum der tunesischen Erdölindustrie.

Tabarka / Tabarqa

Tabarka - arabisch ‏طبرقة - DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Ṭabarqa / phönizisch Tabarka, Thabarka oder umgangssprachlich Barga / griechisch Θάθρακα Thabraka / lateinisch Thabraca) – steht sowohl für eine Kleinstadt im tunesischen Gouvernement Jendouba als auch für zwei Mittelmeerinseln.
Eine Insel liegt vor der tunesischen die andere vor der spanischen Küste. In Spanien nennt man sie auch "Nueva Tabarca". Beide wurden ursprünglich von ligurischen Kolonisten (Küstenregion in Nordwestitalien um Genua) besiedelt.
Tabarka gründeten die Phönizier im fünften Jahrhundert. In der Zeit der römischen Herrschaft war die numidische Stadt (nordafrikanische Landschaft) in der Provinz Zeugitana (einheimische Bezeichnung für die Provinz Africa [Proconsularis provincia oder Africa proconsularis]) gelegen. Zu dieser Zeit war sie ein wichtiger Handelsstandort. Der Hafen diente dem Export des numidischen Marmors aus Simitthu (Steinbrüche für gelben Marmor "marmor numidicum" oder "giallo antico" – geschätzter Marmor des Römischen Reiches).
Ein christliches Kloster stammt aus der Vandalenzeit. Eine Basilika aus dem 19. Jahrhundert wurde auf römischen Fundamenten errichtet. In dem Kirchenhaus ist ein Museum untergebracht. Es sind frühchristliche Mosaike, römische Münzen und weitere Exponate ausgestellt. Zwei Festungsruinen stammen aus der Epoche der türkischen Besatzung.
Die Stadt hat ca. 15.000 Einwohner. Sie liegt an der tunesischen Mittelmeerküste. Die algerische Grenze ist ca. 15 km sowie Tunis 170 km entfernt.
Der Ort stand für Korallenfischerei. Heute können die geschützten Korallenbänke bewundert werden.
Das bergige Hinterland von Tabarka prägen Wälder aus Korkeichen.
Der Tourismus wurde durch den Bau eines Flug- und Yachthafens, eines Golfplatzes sowie einer großzügigen Hotelzone gefördert. 2014 wurde das La Cigale Hotel als eines der luxuriösesten Hotels Tunesiens eröffnet.
Neben dem korallenreichen Tauchgebiet im Mittelmeer locken auch die dicht bewaldete Mittelgebirgsregion sowie das jährliche Jazzfestival und das Festival der Unterwasserfotografie nicht nur tunesische und algerische Mittelstandsfamilien in die Stadt.
Die Besiedelung der vor der Küste Tabarka’s befindlichen knapp ein viertel Quadratkilometer großen Insel gleichen namens begann 1540 mit dem Erwerb einer Konzession/Erlaubnis von Kaiser Karl V. durch die gut betuchte Familie Lomellini aus Pegli (Stadtteil von Genua). 1542 zogen 300 Familien, ca. 1.000 Personen, vornehmlich Fischer auf die Insel. Zwischenzeitlich war eine Festung auf dem Inselgipfel errichtet worden. Die Mauern sind bis heute erhalten.
1633 versuchte der Korse Gudicelli die Insel zu erobern. Dies misslang.
1736 begann eine Abwanderung zur bislang unbewohnten südwestlich vor Sardinien gelegenen Insel San Pietro. Die Inseleigentümer Lomellini versuchten vergeblich die Insel zu veräußern.
1741 wurde das Eiland vom Bey von Tunesien mit acht Galeeren eingenommen. Die Bewohner kurzzeitig bis zur Zahlung eines Lösegeldes versklavt.
1793 eroberten die Franzosen die Insel. Sie errichteten einen Marinestützpunkt. Überfälle folgten durch die Spanier und dem Bey von Tunesien. Wiederum werden die Sklaven freigekauft.
1803 trat Inselfrieden ein.
Eine Verbindung vom Festland zur Insel schafften die Türken. Sie errichteten einen Damm.

Utica

1100 vor unserer Zeit wurde Utica als älteste phönizische Stadt in Nordafrika gegründet. Der Stadtname ist eine Angleichung an die lateinische Sprache der ursprünglichen punisch-phönizischen Bezeichnung ˁattiq. Dies bedeutete so viel wie "die Alte (Stadt)".
Utica wurde am Bagradas (heute Medjerda – der längste Fluss Tunesiens) erbaut.
Mit Karthago war Utica mal verbündet und mal verfeindet. Eine Feindschaft lag zum Dritten Punischen Krieg (149 bis 146 vor unserer Zeit) vor. Utica kämpfte an der Seite des Römischen Reiches und erhielt hierfür in der römischen Provinz Africa den Rang einer freien Stadt mit gewissen Sonderrechten. Zudem war Utica bis 43 vor unserer Zeit unter dem Namen Municipium Julium Uticense Provinzhauptstadt.
46 vor unserer Zeit starb Cato Uticensis (einflussreicher konservativer Politiker der römischen Republik) durch Suizid in Utica.
Im 2. Jahrhundert erlebte Utica eine Blütezeit, welche im 3. Jahrhundert durch die Versandung des Hafens endete. Die Flussmündung ist heute ca. 10 km entfernt. Der unaufhaltsame Verfall der alten Stadt setzte ein.
439 eroberten die Vandalen, 534 die Byzantiner und 683 die Araber die Stadt. Im Anschluss wurde Utica endgültig verlassen.
Utica ist von der römisch-katholischen Kirche ein Titularbistum. Dies geht auf den untergegangenen Bischofssitz zurück.
Der Titularbischof war im Gegensatz zur katholischen Tradition nicht auf eine aktive, sondern auf eine historische Diözese / auf ein historisches Bistum/Bischoftum (kirchlicher Verwaltungsbezirk) geweiht.
Die Bezeichnung Diözese geht auf die Unterteilung des Römischen Reiches und der Begriff Bistum auf das Jurisdiktionsgebiet (Rechts- und Verwaltungshoheit) zurück.
Heute findet sich auf dem Gelände der der untergegangenen Stadt ein Museum. Dieses präsentiert Exponate aus dem 8. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeit. Es handelt sich vor allem um Grabbeigaben, Stelen, Urnen aus der punischen Nekropole, Amphoren, Öllämpchen, Tonfiguren, Importwaren aus Ägypten und Vasen aus Griechenland. Ein besonderes Ausstellungsstück befindet sich im Museumsgarten. Es handelt sich um einen Neptunkopf aus römischer Zeit. Dieser hat Hummerscheren im Lockenhaar und ist von Meeresgetier und Booten umgeben.

Ariana / Aryanah / L'Ariana

Ariana – arabisch ‏أريانة‎, – DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Aryānah – gehört als Stadt zum Ballungsraum/Agglomeration von Tunis. Die im Nordwesten von Tunesien gelegene Ortschaft ist gleichzeitig auch die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements.
Sie trennt der seichte Salzsee Sebkha Ariana vom Golf/Meeresbucht von Tunis.
Es gibt es ca. 98.000 Einwohner auf einer Fläche von 180 km².
Die Entstehung geht auf die Dynastie der Ziriden (Berberdynastie in Ifriqiya [Gebiet und Ableitung der Römische Provinz Africa – Tunesien, Ost-Algerien und Tripolitanien] von 972 bis 1149) zurück.
Der heutige Namen entstand während der Vandalenherrschaft in Nordafrika.

Jendouba / Ganduba / Dschanduba - Souk El Arba

Jendouba / Ǧandūba - arabisch ‏جندوبة‎ - DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Dschandūba hieß bis 1966 Souk El Arba arabisch ‏سوق الأربعاء‎. Die Stadt ist 50 km von der Grenze zu Algerien und 150 km von Tunis im Nordwesten Tunesiens gelegen. Sie ist die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements und liegt in eine der fruchtbarsten Regionen Tunesiens – dem Tal Medjerda (längster Fluss Tunesiens). Die Einwohnerzahl beläuft sich auf ca. 44.000. Die Einwohner leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Es gibt eine Zuckerfabrik. Die Stadt besitzt auch eine Universität sowie drei weiterführende Schulen. Die Festival de Bulla Riga und de la médina de Jendouba sind zwei wichtige Veranstaltungen.
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Stadtkern um den kleinen Bahnhof. Dies geschah noch vor dem französischen Protektorat (Schutzstaat bzw. -gebiet). Souk El Arba stand für den mittwochs stattfindenden Markt der Stadt.
Ca. 8 km nordwestlich befindet sich die Ausgrabungsstätte Bulla Regia (heute Hammam Daradji) aus römischer Provinzzeit. Sie ist eine von zahlreichen antiken Ruinen im Umfeld der Stadt.
Erste Siedlungsaktivitäten im späteren Bulla – Tal Medjerda (Antike Bagradas) – finden sich in vorgeschichtlicher Zeit. Neben den Römern waren auch Karthager und Numidien Herrscher.
Zu römischen Provinzzeiten war Bulla erst eine freie Stadt (oppidum liberum), wechselte den Status im 1. Jahrhundert zu einer von Rom abhängigen Stadt (Municipium) bis zur geplant angelegten Siedlung außerhalb Roms (colonia).
Heute sind zahlreiche Gebäudeüberreste zu sehen. Eine Besonderheit stellen die ausgebauten Untergeschosse dar. Sie dienten dem Schutz vor der Sommerhitze. Es können das Forum (der Platz des politischen, juristischen, ökonomischen und religiösen Zentrums / zentraler Fest-, Versammlungs- und Marktplatz), die Thermen (große öffentliche Badehäuser) sowie das Theater (Gebäude / Schaustätte) zugeordnet werden.
In Bulla Regia steht ein kleines Museum mit Exponaten der Ausgrabungen.
Das Titularbistum (untergegangene, historische Diözese [kirchlicher Verwaltungsbezirk]) Bulla Regia der römisch-katholischen Kirche geht auf den Bischof der Spätantike zurück.

Tunis

Tunis – arabisch ‏تونس‎,‎ – DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Tūnis, tamazight oder mazirisch [Berbersprachen und -dialekte] ⵜⵓⵏⵙ Tunes) – ist die Landes- und Provinzhauptstadt Tunesiens bzw. des gleichnamigen Gouvernements.
Die Stadt ist im Norden unweit des Mittelmeers zwischen dem Golf und dem See von Tunis (Lac), einer flachen Lagune, gelegen. Die Innenstadt mit der historischen Altstadt (Médina) ist direkt am Lac gelegen. Sie wird heute von ca. 20.000 Menschen bewohnt. Die Ausdehnung beträgt 1500 m x 800 m und weist den üblichen Aufbau arabischer Altstädte mit einem unregelmäßigen Netzwerk aus verwinkelten Gassen und Straßen auf. In deren Mitte steht die Djamaa Ez-Zitouna-Moschee (Olivenbaummoschee / Die Große Moschee). Von dieser führen die Souks (Marktgassen) ins Marktviertel. Sie sind traditionell einem bestimmten Wirtschaftszweig zugeordnet, zum Beispiel Parfümhändler (Souk el Attarine) / Schuhhändler (Souk el Blaghija) / Stoffhändler (Souk des Étoffes). Das Zentrum der Souks wird vorrangig von Touristen und das Randgebiet von der einheimischen Bevölkerung besucht.
Zur französischen Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert entstand die Neustadt (Ville Nouvelle) im europäischen Stil am See Sebkhet Sedjoumi / ‏سبخة سيجومي‎. Das Straßenbild ergibt ein gleichmäßiges Schachbrettmuster. Die Prachtstraße Avenue Habib Bourguiba erstreckt sich über 1,5 km. Die Architektur der Gebäude ist europäischer Prägung und beherbergen Geschäfte, Cafés und Hotels.
Weiterhin errichteten die Franzosen einen 10 km langen Damm. Dieser quert den See von Tunis (Lac) vom Zentrum bis zum Hafenvorort La Goulette (siehe unten). Heute ist die Fortsetzung der Avenue Habib Bourguiba ein Schnellstraßen- und Stadtbahndamm. Des weiteren verband man den Stadthafen über einen Schifffahrtskanal durch den See von Tunis mit dem neu angelegten Hafen von La Goulette.
Tunis ist die größte Stadt des Landes mit 1.056.247 Einwohnern sowie um die 2 Millionen Einwohner im Ballungsraum/Agglomeration – Stand 2014.
Die inneren Vororte von Tunis
das Villen- und Regierungsviertel Le Bardo mit dem bekannten gleichnamigen Museum im Westen,
das Viertel um die Belvédère-Hügel sowie die Siedlungen El Menzah und Ariana im Norden und
die Industrieviertel Megrine und Ben Arous im Süden
sind um die Innenstadt gelegen.
Die wohlhabenden Vororte von Tunis umfassen
La Goulette, Le Kram, Qartāj (Karthago – siehe unten), Sidi Bou Said, La Marsa, Gammarth sowie Hammam-Lif (Badeort).
Die Stadt liegt in der subtropischen Klimazone mit dem winterfeucht-sommertrockenem Mittelmeerklima.
Tunis zählt zu den ältesten Städten im Mittelmeerraum. Sie wurde als numidische Stadt Tunes gegründet und existierte vor dem Eintreffen der Phönizier im 9. Jahrhundert vor unserer Zeit. Sie stand jedoch in der Antike im Schatten der Stadt Karthago, welche die Punier/Phönizier/Karthager erbauten. Der Name von Tunis wird zum einen auf die punische Göttin Tanit bzw. auf den berberischen Begriff Tinast zurückgeführt. Die Göttin steht für Fruchtbarkeit und der Begriff verkörpert die Fruchtbarkeit des Bodens. Tanit wurde als Schutzgöttin von Karthago verehrt. Zum anderen wurde die Stadt in den gängigsten tunesischen Dialekten tûnus, tûnas oder tûnis ausgesprochen und lässt sich vom berberischen Verb ens ableiten. Daraus kann auf die Bedeutung "bei jemandem übernachten", "Biwak" oder "Nachtcamp" geschlossen werden.
Die Bewohner waren die tûnisi / tûnusi (Tuniser).
Tunis erlangte mehr Bedeutung nach der arabischen Eroberung und der Zerstörung von Karthago Ende des 7. Jahrhunderts.
Im 9. Jahrhundert war Tunis kurzeitig die Residenz der Aghlabiden, eine arabische Dynastie von 800 bis 909 in Ifrīqiya (Kernbereich von Tunesien, Ost-Algerien und Tripolitanien [antike Provinz in Libyen]). Es erfolgten die Grundsteinlegungen für die orientalische Altstadt / Médina sowie der Ez-Zitouna-Moschee ('Ölbaummoschee'/ "Große Moschee").
20.09.1159 erhob die Dynastie der Almohaden (muslimische Berber-Dynastie zwischen 1147 und 1269) Tunis zur Hauptstadt von Ifriqiya. Sie entwickelte sich in dieser Zeit auch zum führenden Handelszentrum mit Europa.
Ab 1228 war auch für Dynastie der Hafsiden (Berberdynastie 1229 bis 1574) Tunis Hauptstadt von Ifriqiya und erfuhr eine bauliche Umgestaltung.
1270 versuchte der französische König Ludwig IX. (der Heilige) im Rahmen des Siebten Kreuzzugs die Stadt zu erobern. Dies misslang.
1534 eroberten zum ersten Mal die Osmanen Tunis.
1535 beendete Karl V. mit seinem Tunisfeldzug vorerst die Herrschaft der Osmanen und unterstellte Tunis dem spanischen Protektorat.
1574 drangen die Osmanen abermals in Tunis ein.
Ab 1591 regierten die Beys (osmanische Gouverneure) relativ unabhängig. In dieser Zeit blühten Piraterie und Handel auf.
Ab 1609 trugen zahlreiche moslemische Flüchtlinge aus Andalusien sowie Juden zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung bei.
Im April 1655 wurde der englische Admiral Robert Blake beauftragt, Entschädigungen von den Mittelmeerstaaten einzutreiben, die englische Schiffe angriffen. Es wiedersetzte sich nur der Bey von Tunis. Dies führte zum Angriff auf das Arsenal des Beys bei Porto Farina (Ghar el Melh). Hierbei zerstörte man erstmals in der Seekriegsführung Küstenbatterien ohne Landungsgruppen. Des weiteren wurden neun algerische Schiffe versenkt.
1878 sicherte Otto von Bismarck während des Berliner Kongresses Frankreich die Oberhoheit über Tunis zu.
1881 annektierten die Franzosen Tunesien und ernannten Tunis zur Protektoratsverwaltung. Es entstand die europäisch anmutende Neustadt.
Vom November 1942 bis Mai 1943 unterhielten die Alliierten ihre letzte Basis in Afrika im Weiten Weltkrieg in Tunis.
Nach der Eigenständigkeit von Tunesien am 20.03.1956 wurde Tunis zur Hauptstadt ausgerufen. Zu dieser Zeit verließen die meisten Europäer (hauptsächlich Franzosen und Italiener) die Stadt. Sie stellten fast ein Viertel der Einwohner. Durch die einsetzende Landflucht war trotzdem ein großer Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen.
1979 erhielt Tunis den Statuts UNESCO-Welterbe.
Tunis beherbergte zwischen 1979 bis 1990 das Hauptquartier der Arabische Liga sowie zwischen 1982 bis 1993 der PLO.
1985 bombardierte die israelische Luftwaffe das Hauptquartier der PLO im südlichen Strandbad Hammam Plage / Hammam Schatt mit 60 Toten.
Wichtige wirtschaftliche Einnahmequellen sind Textilien, Teppiche, Olivenöl und der Tourismus. Zudem hat die erste tunesische Automobilmarke Wallyscar ihren Sitz in Tunis.
In Tunis findet sich der wichtigste Knotenbahnhof der tunesischen Staatsbahn SNCFT. Die U-Bahn sowie das städtische Busnetz bedient die Société des transports de Tunis.
Der internationale Flughafen von Tunis befindet sich im Vorort Qartāj (Karthago). Häfen finden sich in Tunis und im Vorort La Goulette.
1960 löste die Universität von Tunis die Ez-Zitouna-Moschee als Bildungsstätte ab. Sie war zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert zu einem Hochschulkomplex ausgebaut worden und gehörte neben der al-Azhar von Kairo und der Kairaouine von Fès zu den wichtigsten Lehrstätten des Islam. Geograph Ibn Battuta war ein berühmter Absolvent.
Die Ez-Zitouna-Moschee / جامع الزيتونة, – DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Ǧāmiʿ az-Zaytūna ist die wichtigste Moschee der Hauptstadt und steht im Zentrum der Medina. Sie wird mit 'Ölbaummoschee' bzw. "Große Moschee" übersetzt. In Tunesien ist nur noch die Große Moschee von Kairouan (Sidi-Oqba-Moschee) bedeutender.
Der Moschee liegt ein kleiner Vorgängerbau aus dem 8. Jahrhundert zu Grunde, bevor die Aghlabiden (arabische Dynastie von 800 bis 909) 856 den Grundstein legten. Die Moschee erfuhr mehrere Umbauten und erweitert. Das viereckige Minarett / Turm für den Gebetsrufer (Muezzin) zum Beispiel stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Moschee weißt einen 15-schiffigen Gebetssaal und einen von Säulen umgebenen Innenhof auf. Der Zutritt für Nichtmuslime ist auf einen kleinen Abschnitt des Hofes begrenzt.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten zählen der Platz des Sieges (Place de la Victoire) an der Grenze der Altstadt zur Neustadt mit dem ehemaligen Stadttor (Porte de France, arab. Bab el Bhar 'Hafentor') und der ca. 4 km westlich der Innenstadt gelegene ehemalige Villenvorort Le Bardo. Dieser beherbergt den von den Hafsiden (Berberdynastie 1229 bis 1574) im 15. Jahrhundert angelegten und von den türkischen Beys (1613 bis 1956) erweiterten Palastbezirk. Das tunesische Parlament wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Residenz der Beys erbaut. Im ehemaligen Harem wurde das Nationalmuseum von Bardo eingerichtet.

Karthago / Qartag / Carthage

Karthago – arabisch قرطاج – DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Qartādsch, Qarṭāǧ / lateinisch meist Karthago, seltener Carthago / altgriechisch Καρχηδών Karchēdṓn / etruskisch (Norditalien – Florenz, Bologna) Karθazie / phönizisch-punisch Qart-Ḥadašt / französisch Carthage – war in der Antike die Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht.
Die Phönizier / Phönikier / Punier (semitisches Händler- und Seefahrervolk aus dem Raum Libanon und Syrien) gründeten die Stadt 814 vor unserer Zeit. Sie wurde in Anlehnung an Tyros (Libanon), eine der wichtigsten Städte der Phönizier in der Antike, die "neue Stadt" genannt.
Das UNESCO-Welterbe umfasst eine Fläche von 616 Hektar.
Karthago lag an der afrikanischen Mittelmeerküste sowie an der wichtigsten phönizischen Handelsroute zwischen der Levante (Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien sowie der palästinensischen Autonomiegebiete und der türkischen Provinz Hatay) und Gibraltar (Südspitze der Iberischen Halbinsel). Die Errichtung der Stadt erfolgte auf einer Halbinsel, deren Begrenzung im Osten der Golf von Tunis, im Norden die Lagune Sebkhet Ariana und im Süden der See von Tunis war. Diese strategische Ausrichtung erleichterte die Verteidigung landwärts und ermöglichte eine Kontrolle des Seehandels auf der Straße von Sizilien. Dies stellte den Schlüssel für die wirtschaftliche und militärische Dominanz dar.
Der Byrsa-Hügel beherbergte das Zentrum des punischen als auch des römischen Karthagos. Byrsa steht hierbei für mauergeschützte Festung sowie für die Bedeutung Zitadelle.
Das nördliche mit Stadtmauer geschützte Stadtgebiet war in der Antike die landwirtschaftliche Nutzfläche von Megara.
Der heutige Vorort Karthago liegt ca. 10 km östlich von Tunis.
Die Bewohner bezeichneten die Römer als Punier, eine Ableitung von Phönizier.
Die Gründung Karthagos wurde in den Zeitraum des 9. und 8. Jahrhundert vor unserer Zeit datiert. Aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor unserer Zeit stammen die ältesten archäologischen Funde. Dionysios von Halikarnassos nannte das Jahr 814 vor unserer Zeit. Die Gründer selber waren phönizische Siedler aus Tyros. Sie benannten im Gegensatz zur älteren Kolonie Utica ["Alte (Stadt)"] die Stadt als die "Neue Stadt" [Qart-Hadašt].
Die Punische Zeit von Karthago war von 814 bis 146 vor unserer Zeit.
Die Stadt war in den ersten beiden Jahrhunderten seines Bestehens der Mutterstadt Tyros tributpflichtig.

539 vor unserer Zeit eroberten die Perser (Achämenidenreich / Altpersisches Reich – heutige Staaten Türkei, Zypern, Iran, Irak, Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Syrien, Libanon, Israel, Palästina, Ägypten und Teile der Staaten Libyen, Griechenland, Bulgarien, Pakistan sowie Gebiete im Kaukasus, Sudan und Zentralasien) das phönizische Mutterland (Levante – das Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien sowie der palästinensischen Autonomiegebiete und der türkischen Provinz Hatay). Dies ermöglichte Karthago sich vom tyrischen Einfluss zu lösen und eine erste Blütezeit zu erfahren.
Im 4. und 3. Jahrhundert vor unserer Zeit war Karthago dank der bedeutenden See- und Handelsmacht die reichste Stadt des Mittelmeerraums. Sie beherbergte 400.000 Menschen und weitere 100.000 in der Megara.
Die Römische Zeit war von 146 vor unserer Zeit bis zum 4. Jahrhundert.
Der Untergang Karthagos wurde in den drei Punischen Kriegen besiegelt. Diesen konnten auch die berühmten karthagischen Kriegselefanten nicht verhindern.
Das aufstrebende Römische Reich belagert die Stadt drei Jahre – 149 bis 146. Die sechstätige Eroberung im 2. Jahrhundert vor unserer Zeit kennzeichnete Plünderung, Brandlegung, Zerstörung und Sklaverei. Anschließend wurde die Stadtfläche ein Jahrhundert nicht genutzt. Die Wiederbelebung von Karthago forcierte der Reformer Gaius Sempronius Gracchus 122 vor unserer Zeit. Konstruktive Planungen erfolgten ab 46 vor unserer Zeit unter Gaius Iulius Caesar (Julius Caesar). Eine Umsetzung der Pläne erfolgte unter dem ersten Kaiser Augustus 29 vor unserer Zeit. Dieser siedelte 3.000 Menschen um und benannte die Stadt Colonia Iulia Concordia Carthago. Durch das Abtragen des Byrsa-Hügels wurden die letzten verbliebenen Bauwerkreste unwiederbringlich vernichtet.
Der Handel mit Getreide und Töpferware führte zu einem raschen Aufschwung.
Der Statthalter der Provinz Africa Proconsularis residiert in Karthago und war in der Kaiserzeit einer der prestigeträchtigsten Posten.
Karthago war mit über 300.000 Bewohnern die viertgrößte Stadt des Römischen Reiches. Es waren im 2. Jahrhundert nur Rom (Italien), Alexandria / Alexandrien (Ägypten) und Antiochia am Orontes oder Antiochien (antikes Syrien / heute Antakya Türkei) größer.
238 rief man Gordian I. zum Gegenkaiser aus. Der Aufstand wurde niedergeschlagen.
In Nordafrika war in Karthago das Zentrum des frühen Christentums und wuchs im 2. Jahrhundert neben Rom zum wichtigsten Bischofssitz heran.
Die Spätantike und die islamische Expansion war vom 4. Jahrhundert bis 698.
Im 4. Jahrhundert war die Bedeutung von Karthago eher untergeordnet. Die blühende Metropole konnte jedoch beibehalten werden, da Afrika der wichtigste Getreidelieferant der Stadt Rom war. Die Kommandeure der römischen Truppen in Karthago hatten eine wichtige Machtposition und setzten Rom durch die Kontrolle der Kornzufuhr unter Druck.
439 eroberten die Vandalen unter dem Feldherrn Geiserich Karthago. Die germanischen Ambitionen waren strategischer wie ökonomischer Herkunft und verursachten kaum Zerstörungen.
468 scheiterte eine Rückeroberung durch west- und oströmische Truppen.
474 wurde seitens Kaiser Zenon die Vorherrschaft der Vandalen über Africa anerkannt, da das Gebiet formal Teil des Römischen Reiches / Imperium Romanum blieb. Karthago wurde zur Hauptstadt des Vandalenreiches bis 533. Zu dieser Zeit eroberten oströmische Truppen unter dem Feldherrn Belisar Karthago zurück.
Karthago war anschließend Sitz eines oströmischen Statthalters (Verwalter für eine bestimmte Region), eines eigenen Prätorianerpräfekten (Befehlshaber einer Elitetruppe / höchster ziviler Verwaltungsbeamte), eines Heermeisters (magister militum / Oberbefehlshaber eines Verbandes des beweglichen Feldheeres) und der Verwaltung für das kaiserliche Nordafrika. 590 erfolgte eine Neuorganisation in einer Exarchat (oberste militärische und zivile Gewalt im Verwaltungsbereich in einer Hand).
535 wurden der nordafrikanischen Kirche ihrer alten Privilegien zugesprochen.
600 war eine letzte Blütezeit zu verzeichnen.
647 drangen die Araber im Zuge ihrer islamischen Expansion nach Africa vor. 698 fiel als letztes das stark befestigte, aber mittlerweile unbedeutend gewordene Karthago. Die Araber zerstörten die Stadt und gründeten ihrerseits die Provinz Ifrīqiya mit der Hauptstadt Kairouan. Im Bereich übernahm Tunis die Verwaltungsrolle.
Es endete in Afrika die Spätantike und Karthago verkam jahrhundertelang zum Steinbruch für die Bauten in Tunis, Kairouan, Sousse und anderen arabischen Städten. Die Überreste wurden 1979 als archäologisches Ausgrabungsgelände in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und stellen heute eine touristische Attraktion dar. Das UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit des antiken Karthago umfasst eine Fläche von 616 ha. Hierzu gehören unter anderem der Byrsa-Hügel – die Akropolis, die Kathedrale Ludwig IX. – dem Heiligen, die Moschee Malek Ibn Anas de Carthage, das Nationalmuseum im ehemaligen Kloster der Weißen Väter (Pères Blancs) mit einem archäologischen Park, der Begräbnisplatz Tophet, die punischen Häfen mit den Kothon, die römischen Zisternen von La Malga sowie das Aquädukt von Zaghouan.

Byrsa-Hügel – Akropolis von Karthago / Plateau von Karthago
Die Anhöhe war jeweils das Zentrum zu punischer und römischer Zeit. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick über die Bucht von Tunis, die Stadt selber mit ihren Vororten La Goulette und Le Kram, dem Villenviertel von Karthago bis hin zur Halbinsel Cap Bon.
Zu den Sehenswürdigkeiten des Byrsa-Hügels zählt die Kathedrale Ludwig IX.

Kathedrale von Karthago (Kathedrale St. Louis / Kathedrale des Heiligen Louis / Kathedrale von Ludwig dem Heiligen)
Am erstaunlichen Standort der Kathedrale sollte sich neben der Akropolis auch schon eine kleine Kirche befunden haben. Zudem habe König Ludwig IX. seine letzten Tage dort verbracht. 1884 wurde der Bau der Kathedrale von Kardinal Charles Martial Allemand Lavigerie in Auftrag gegeben. 1890 bis 1965 beherbergte die größte Kirche Nordafrikas den Erzbischof von Karthago. Die Kapelle von Ludwig dem Heiligen befindet sich in der Apsis des Chores der Kathedrale.
Heute wird die ehemalige katholische Kirche im byzantinisch-maurischen Stil als bedeutendes Kulturzentrum (Akropolium) der Stadt Tunis genutzt.

Nationalmuseum von Karthago
Das Museum ist im ehemaligen Kloster der Weißen Väter (französisch: Pères Blancs), auch Gesellschaft der Missionare von Afrika (französisch: Société des missionaires d'Afrique) genannt, neben der Kathedrale untergebracht. Es handelt sich um eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft, welche 1868 von Charles Martial Allemand Lavigerie gegründet wurde und sich den Einheimischen in Sprache und Kleidung anpassen, die vorhandene Kultur respektieren sowie eine bodenständige Kirche aufbauen sollten.
Die sehr sehenswerten archäologischen Exponate der Ausstellung enthalten unter anderem punische und römische Überreste. Der kleine reizende Garten wurde als archäologischer Park angelegt.

Karthago-Moschee
Die Moschee am Boulevard de l'Environnement in Carthage wurde unübersehbar auf dem höchsten Punkt der Stadt platziert. Der damaligen Präsidenten von Tunesien Zine El Abidine Ben Ali veranlasste die Errichtung und eröffnete sie am 11. November 2003 unter seinem Namen. 2011 erfolgte nach dem Sturz von Zine El Abidine Ben Ali die Umbenennung in Moschee Malek Ibn Anas de Carthage. Das gesamte Gebäude bietet 1.000 Besuchern Platz.

Durch den Bau wurden die letzten Überreste des römischen Odeon
(Odeion / Odeum – lateinisch odeum, griechisch ᾠδεῖον) vernichtet/verstört. Das halbkreisförmig überdachte Gebäude mit halbrunden Korridoren für den Zu- und Abgang der Besucher wurde in der Antike für Aufführungen und Wettkämpfe in Gesang und Instrumentalmusik sowie für Vorträge und Ratsversammlungen genutzt.

Le Tophet / Tofet (Sanctuaire Punique) in Karthago / Salammbo (Salambo)
Ein Tofet soll nach dem Tanach (Hebräische Bibel) eine Stelle / einen Platz für religiöse Kinderopfer bezeichnen. Diese sollen durch die Kanaaniter oder Kanaanäer, die ältesten bekannten Einwohner des biblischen Landes Kanaan – des heute syrisch-palästinensischen Gebietes – erbracht worden sein. Diese These ist bei den Wissenschaftlern umstritten.
Der Tophet stellt die älteste punische Kult- und Begräbnisstätte in Tunesien sowie den heiligsten Ort des punischen Karthagos dar. Zugleich war er der Begräbnisplatz, wo der Sage nach Elissa / Elyssa / Dido aus Phönizien (eine phönizische Prinzessin – Tochter von König Mutto) gelandet sein sollte.
Eine detailgetreue Rekonstruktion der Grabanlage ist nicht möglich. Über die Jahrhunderte (8. Jahrhundert vor unserer Zeit bis in die frühchristliche Zeit) entstanden 12 Gräberschichten, welche einen kleinen Hügel entstehen ließen. Es wurden unter anderem Schachtgräber, Urnenbestattungen sowie Sarkophage festgestellt. Die Ausgrabungen, welche 1922 begannen, förderten weiterhin mehr als 1500 beschriftete und mit
religiösen Symbolen/phönizischen Gottheiten bzw. mit Reliefs verzierte Grabstelen aus Sand- oder Kalkstein, um die 200 Urnen, Treppenanlagen, monumentale Grundmauerreste sowie ein langgezogenes, überwölbtes Gebäude zu Tage. Ein Ende ist dank der noch andauernden archäologischen Arbeiten im gepflegten Garten nicht in Sicht.
Die ausgegrabenen Exponate sind ausnahmslos im Bardo-Museum in Tunis zu bewundern.
Opfer wurden zunächst dem phönizischen Gott Baal-Hammon und später der phönizischen Stadtgöttin Tanit dargebracht. Es fanden sich auch eine große Anzahl von Kindergräbern, welche mit der Ausübung der phönizischen / punischen Religion zu Opfer- und Ritualzwecken in Verbindung gebracht werden.
Unweit der Tophet befinden sich die punischen Häfen. Dort waren die Kriegs- und Handelsflotte der Karthager stationiert.

Punische Häfen
Die punischen Hafenanlagen bestanden aus dem Handels- und dem Kriegshafen und sind bis heute gut erhalten.
Der rechteckige Handelshafen (Limen) war durch einen 21 m breiten Kanal mit dem offenen Meer verbunden. Dieser konnte mittels Eisenkette geschlossen werden. Die Beckengröße belief sich auf ca. 456 m × 356 m.
Durch einen zweiten Kanal wurde der Handelshafen mit dem Kriegshafen (Kothon) verbunden. Das kreisrunde Militärhafenbecken hatte einen Durchmesser von 325 m und bot für ca. 220 Kriegsschiffe Platz. Mittig war eine strategisch günstig gelegene künstliche Insel aufgeschüttet worden. Auf dieser stand das Gebäude der Admiralität mit einem Überblick über die Häfen sowie des Küstenstreifens. Am Rand waren die Schiffshäuser /-schuppen (Trockendocks) errichtet worden.
Die Kaianlagen wurden unter erheblichem Aufwand – Bewegung von großen Erdreichmassen zum Aushub und zur Aufschüttung – errichtet.
Die Marine von Karthago verfügte über eine Vielzahl von Kriegsgaleeren, welche durchweg auf dem Stand ihrer Zeit waren. Es erfolgten auch Eigenentwicklungen neue Schiffstypen, zum Beispiel Trireme / Quadrireme / Quinquereme.

Römisches Karthago
Zu den Hinterlassenschaften der Römer gehören das Forum und Kapitol, ein gut erhaltenes römisches Theater, ein Odeon, das römische Villenviertel, die Wettkampfarenen – wie das Amphitheater und das Hippodrom für Wagenrennen sowie die römischen Zisternen von La Malga.
Um die wichtigsten römischen Gebäude, das Forum und das Kapitol, auf dem Byrsa-Hügel errichten zu können, musste dieser abgetragen werden. Somit wurden die Kultstätten der Karthager endgültig getilgt.
Das römische Theater stammt aus dem 2. Jahrhundert und fasste bis zu 8.000 Zuschauer. Um das Theater in den Hügel einzupassen, wurde dieser entsprechend abgetragen. Für besondere Gäste gab es einen separaten Bereich, welcher mit Eisengittern abgetrennt war. Die Sitzplätze nummerierte man mit Buchstaben. Es gab eine Bühnenwand, welche nicht mehr vorhanden ist. Das Theaterrund war mit Skulpturen verziert, von denen nur noch Basen stehen. Es wurde neben künstlerischen Darbietungen auch der Wettstreit der Künstler, die sogenannten Pythischen Spiele, abgehalten.
1922 wurde das Theater unter Schuttbergen wieder entdeckt und nach und nach renoviert. Heute fasst es 5.000 Zuschauer und wird in den Sommermonaten als Spielstätte für antike Tragödien sowie tunesischer Folklore verwandt.
Aus dem 3. Jahrhundert stammte das
Odeon (Odeion / Odeum – lateinisch odeum, griechisch ᾠδεῖον). Das halbkreisförmig überdachte Gebäude mit halbrunden Korridoren für den Zu- und Abgang der Besucher wurde in der Antike für Aufführungen und Wettkämpfe in Gesang und Instrumentalmusik sowie für Vorträge und Ratsversammlungen genutzt. Bei der Konstruktion des Gebäudes sollen Gräber aufgefunden worden sein. Zur Ausstattung ist nicht viel überliefert. Es gab wohl rosa und grün farbige Marmorsäulen mit korinthischen Kapitellen (Säulenordnung / Überleitung vom Rund der Säule zur quadratischen Deckplatte). Neben Kunstwerken schmückte das Gebäude auch Statuen von Göttern, zum Beispiel von Apollon sowie Skulpturen, welche in den Nischen der Bühnenwand standen. Entsprechende Exponate können im Nationalmuseum von Bardo besichtigt werden. Das Odeon befand sich hinter dem bzw. oberhalb des Theaters. Anfang des 20. Jahrhunderts konnten Spuren der Unterkonstruktionen freigelegt werden. Zwischen 1994 bis 1999 erfolgten weitere Grabungen. Mit der Errichtung der Moschee am Boulevard de l'Environnement in Carthage (heute Moschee Malek Ibn Anas de Carthage) wurde, ohne Rücksicht auf die vorhandenen Ruinen des Odeon, jegliche archäologische Aufarbeitung beendet. Der heutige Zugang zu den baulichen Überresten erfolgt über den Eingang zum Archäologischen Park der römischen Villen.
Unweit des Theaters befinden sich die Ruinen der Antoninus-Pius-Thermen (römische Badeanlage/-haus). Sie gehörten zu den prächtigsten römischen Bauwerken in Nordafrika und orientierte sich an den Trajans-Thermen in Rom. Die Thermen wurden zwischen 146 und 162 um einen 20 m × 50 m großen symmetrischen Zentralraum in einer Ausdehnung von ca. 200 m am Meer entlang erbaut. Die klassisch-römischen Thermen bestanden aus einem Frigidarium (Abkühlraum) / einem Tepidarium (trockener Wärmeraum) / einem Caldarium (feuchter Wärmeraum) und einem Laconium bzw. Sudatorium (Dampfschwitzbad). Gewöhnlich sind die Personal- und Ruheräume sowie die Heiz- und Leitungssysteme im Unter-/ Kellergeschoss verbaut. Auf Grund der Meer nähe mussten diese Räume in das Erdgeschoss, so dass sich die eigentlichen Baderäume im Obergeschoss befanden. Auf der Gebäuderückseite von diesem Geschoss führte eine großzügige Freitreppe ans Meer. Die Räume selber waren mit wertvollen Säulen, Steine und Mosaikfußböden ausgestattet. Die nach dem römischen Kaiser Antoninus Pius (86 bis 161) benannten Thermen blieben bis zum Erscheinen der Vandalen im 5. Jahrhundert erhalten und im 11. Jahrhundert nach dem Einfall des Nomadenstammes der Banū Hilāl vollständig zerstört. Die kostbaren Baumaterialien wurden für andere Projekte (Moscheen und Paläste) verwandt. Das Erdgeschoß blieb in großen Teilen erhalten. Zur Veranschaulichung des in der Antike weltberühmten Bauwerks wurde eine 20 m hohe Säule des Frigidariums wiedererrichtet. Die Ruinen sind heute Teil des Archäologischen Parks / Parc archéologique des Thermes d’Antonin.
Im Park sind auch die Ruinen von römischen Villen zu sehen. Des weiteren können Teile des römischen Straßennetze erkundet werden.
Neben dem Archäologischen Park der römischen Villen befindet sich auf dem Juno-Hügel der Säulenpark/-wald Karthago / der Park der Säulen (Edifice à Colonnes de Carthage). Dieser gibt den Archäologen bis heute zu seiner Entstehung und Nutzung Rätsel auf. Eine zeitliche Einordnung erfolgte zu den Römern. Man vermutet eine zivile bzw. sportliche Nutzung – Palästra (Ring- und Faustkampfarena) der Gargilius Bäder. Bei Ausgrabungen wurden korinthische Doppelsäulen (Säulenordnung / Überleitung vom Rund der Säule zur quadratischen Deckplatte) und ein Gewölbe freigelegt. Den Boden schmückten Mosaike zum Teil mit Pferdemustern.
Vom Amphitheater können noch die Grundmauern der Arena und einige Räume im Untergrund bewundert werden. Es fanden bis zu 30.000 Menschen Platz.
Bis zu 60.000 Zuschauer fasste das unweit gelegene Hippodrom von Karthago, welches auch Zirkus genannt wurde. Die äußeren Konturen im Boden könnten auf eine Pferderennbahn deuten.
Das Ende des von Zaghouan herangeführten ca. 90 km langen Aquädukts bildeten die riesigen Zisternen von La Malga. In den 21 unterirdischen Kavernen (Hohlraum) wurde das Wasser gesammelt und über unterirdische Kanäle in der Stadt verteilt. 15 sind heute noch zu besichtigen. Die Zisternen waren Innen mit dem römischen Estrich verputzt. Ein Vorbau ermöglichte den Zugang. Über den 98 m langen, 7,50 m breiten und 4-5 m tiefen Zisternen war ein Tonnengewölbe errichtet worden. Die Gesamtfläche des Wasserreservoirs betrug um 14.000 m⊃2; sowie einer maximalen Speicherkapazität um 51 Millionen Litern. Mit diesen Angaben wäre es die größte Anlage aus römischer Zeit. Sie ist auch äußerst gut erhalten.
Das alte Stadtgebiet von Karthago birgt noch viele Gemeinnisse aus punischer, römischer und byzantinischer Zeit, da Ausgrabungen noch im großen Umfang erfolgen müssten.

Karthago wurde aus handelswirtschaftlichen Erwägungen strategisch günstig errichtet. Es kreuzten sich die Handelsrouten aus allen Himmelsrichtungen an dieser Stelle. Zudem war ein leichter Zugang zum Mittelmeer gegeben. Dies war eine gute Voraussetzung für das ausgezeichnete Seefahrervolk der Punier und einen florierenden Handel zur See. Einen wichtigen Wirtschaftszweig stellte auch der Schiffsbau dar. Die Fischerei war ebenfalls sehr lukrativ.

Produktionsstätten fanden sich vorrangig in der Keramikverarbeitung sowie in Weber- und Färbereien. Hiervon wurden jedoch nur Textilien exportiert.
In der Antike stand Nordafrika für ein sehr produktives landwirtschaftliches Gebiet, zu dieser Zeit auch als eine Kornkammer von Rom bezeichnet.
Gemäß der Herkunft – Tyros – standen anfangs Karthago jährlich gewählte Könige vor. Später entwickelten sich ein ähnliches System wie die Römischen Republik.
Die Könige leiteten den Magistrat. Zu diesem gehörten Ämter, wie für Staatsfinanzen und Feldherren.
30 Senatoren leiteten das wichtigste politische Organ – den Senat. Aus 100 gewählten Senatoren bestand das Richtertribunal. Dieses hatte die Funktionen eines obersten Gerichtshofes inne.
In der Volksversammlung waren alle Bürger stimmberechtigt.
In Karthago wurden Astarte als Himmelskönigin und Liebesgöttin sowie Melkart / Melqart / Milk-Qart als Schutzgott der Schifffahrt und der Kolonisation als Hauptgötter verehrt. Im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit wurden sie von Tanit / Tannit / Thanit / Tinnit als Göttin der Fruchtbarkeit und als Schutzgöttin von Karthago sowie Baal-Hammon (Ba’al – Bezeichnung für Herr, Meister, Besitzer, Ehemann, König oder Gott) als Fruchtbarkeitsgott abgelöst.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Karthager Menschenopfer darbrachten, wurden durch Antike Autoren wie Diodor und Plutarch sowie durch Knochenfunde kleiner Kinder auf dem Tofet / Tophet und deren umstrittenen Interpretation von Gustave Flauberts Roman Salammbô (1862) genährt. Neuere Ausgrabungen sowie aufgefundene Schriftsätze aus der Römerzeit, welche als Gräuelpropaganda angesehen werden können, lassen auch die These zu, dass es ein spezieller Friedhof für Föten und Totgeburten war. Kindergräber fanden sich auf Friedhöfen äußerst selten.
Im Pantheon / in der Götterwelt der Karthager stand Eschmun für einen Heilgott. Es wurden auch aus anderen Kulturen Götter übernommen. So verehrte man zum Beispiel die ägyptische Göttin Isis, die für die Geburt, die Wiedergeburt und die Magie sowie den Toten stand.
Anfänglich wurde die punische Kunst von der phönizischen Herkunft geprägt. Im 4. Jahrhundert vor unserer Zeit gewann der griechische Einfluss die Oberhand. Die häufigsten Beispiele sind Votivmonumente (Weihgeschenke an Gottheiten am Grabmal) und hohe, mit Reliefs verzierte Kalksteinstelen. Das Tanit-Zeichen und die Halbmondscheibe waren im Gegensatz zu Mensch und Tier sehr beliebte Motive.
In Karthago sprachen die Einwohner punisch. Es war eine Variation der phönizischen Sprache in Wort und Schrift – kursive Variante des phönizischen Alphabets – und wurde bis ins 1. Jahrhundert verwendet. Die Überlieferung erfolgte vorrangig durch religiöse Inschriften, auf Keramikfragmenten und Schmuckstücken.
Die Bibliothek von Karthago und somit die Literatur der Punier wurde in den Punischen Kriegen zerstört.

La Goulette / Halq al-Wadi / Halk al-Wadi

La Goulette – arabisch ‏حلق الوادي‎ - DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Ḥalq al-Wādī / Halk al-Wadi / italienisch La Goletta – wurde 1881 während der Besatzungszeit durch die Franzosen gegründet. Die Stadt ist ca. 10 km von Tunis entfernt und umfasst einen Teil der Hafenanlage der Hauptstadt. Eine Verbindung zwischen beiden Städten führt über die Damm-Schnellstraße durch die Lagune von Tunis. Heute gibt es ca. 87.000 Einwohner. Bis 1956, der Unabhängigkeit Tunesiens, lebten vorrangig Europäer italienischer Abstammung in der Stadt.
1535 eroberte Karl V. (Herrscherhaus Habsburg / Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) Tunis und gab den Bau der Festung / dem spanisch-osmanischen Fort Carraca am Ort der heutigen Stadt La Goulette in Auftrag. 1574 erfolgte die Eroberung durch die Ottomanen / das Osmanische Reich.
Sehenswürdigkeiten der Stadt / der mittelalterlich anmutenden Medina (Altstadt) sind die benachbarte Kirche und die Moschee Djamaa Ez-Zitouna, das mächtige Arsenaltor an der Straße nach Tunis, das alte (lateinische / italienisch geprägte) Viertel mit der Bezeichnung "Klein-Sizilien", die Promenade Avenue Franklin Roosevelt, die Souks (traditionelle Märkte) sowie die Landungsstelle / der Kai/Pier vom Karl V. (Quai Charles Quint). Der alte Fischereihafen ist dem Flanieren sowie dem Anlegen der Touristenschiffe vorbehalten.
Die historische Altstadt versprüht den Charme des Orients und die kolonialangehauchte Neustadt das Flair einer südeuropäischen Mittelmeerstadt.
Hinter dem Hafen von La Goulette erstreckt sich ein langer, schöner Sandstrand.
Im Villen- und Regierungsviertel Le Bardo ist ein Museum ansässig.
Die Wirtschaft der Stadt und des Umfeldes prägen vor allem der Handelshafen für Massengüterumschlag z.B. Erze, Phosphate, Oliven, das Großkraftwerk, Industrieansiedlungen, die Fischerei und der Tagestourismus.
Verkehrstechnisch stehen die Auto-Fährverbindungen nach Europa (u. a. Genua / Italien, Marseille / Frankreich), die TGM-Schnellbahn nach Tunis, Karthago und Sidi Bou Said, die Damm-Schnellstraße nach Tunis sowie diverse Busverbindungen zur Verfügung.

Beja / Béja (Vaga)

Beja (französisch Béja) – arabisch باجة Bādscha - DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Bāǧa ist eine tunesische Stadt im Nordwesten. Sie befindet sich etwa 100 km westlich von Tunis, ist die Hauptstadt des Gouvernements Beja, hat ca. 106.441 Einwohnern sowie eine Größe von 13 km².
Die Region war schon in der Antike ein wichtiger Handelsort für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die guten landwirtschaftlichen Anbaubedingungen im Tal des Medjerda ermöglichen noch heute eine gewichtige Rolle in diesem Sektor. Die Römer nannten die Region "Goldenes Land".
Zu den wichtigsten Produkten zählt Zucker.
Im Westteil der Stadt sind Höhlenwohnungen erhalten.
In der antiken Zeit hieß der Ort Vaga bzw. Vacca. Eine erste Befestigung erfuhr die Stadt zur karthagischen Zeit. Die Römer erneuerten und erweiterten die Festungsanlagen, nachdem sie die Stadt des numidischen Reiches Jugurthas zerstört hatten. Die Überreste vorrangig der Stadtmauer und der Kasbah (Festung) können heute noch bewundert werden.
Im Umfeld der Stadt können Ruinen römischer und byzantinischer Bauwerke sowie als Höhepunkt eine römische Bogenbrücke über den Qued Béja, auch "Pont de Trajan" genannt, aus dem Jahr 29 besichtigt werden.

Kap Bon / Cap Bon / Ras Adar / Bono / Bona

Kap Bon (arabisch كاب بون) – DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Cap Bon ist eine tunesische Halbinsel im Verwaltungsgouvernement Nabeul.
Ras Adar / Ra’s ad-Dar (Kopf des Hauses) als arabische Bezeichnung konnte sich gegenüber Bono / Bona nicht durchsetzen. Das Kap selber liegt im äußersten Norden der Halbinsel. An dieser Stelle ist Sizilien ca. 140 km entfernt. Die Halbinsel ist 71 km lang sowie 38 km breit und bedeckt damit eine Fläche von 2.000 km². Es gibt ca. 788.000 Einwohner.
Das Gebiet ist landwirtschaftlich geprägt. Mit 419 m ist der Djebel Korbous die höchste Erhebung des Kaps. Am zentralen Bergrücken sowie im Forêt de Meroua und im Forêt Dar Chichou finden sich noch größerer Waldstücken.
Durch die große Beeinflussung des Mittelmeers ist das Klima in den Wintermonaten mit 5 bis 20 Grad kühl und im Sommer mit 10 bis 40 Grad warm. Der durchschnittliche Niederschlag liegt zwischen 300 und 400 mm.
Erste Siedlungsspuren stammen von Berberstämmen. Griechische Kolonisten gründeten im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit die Stadt Neapolis unweit von dem heutigen Nabeul. Ab 1200 vor unserer Zeit siedelten sich in einigen Küstenorten Phönizier an. 255 vor unserer Zeit ereignete sich die Seeschlacht bei Kap Bon zwischen den Flotten der Römer und Karthager. Eine Unterwerfung der Phönizier / Karthager erfolgte nach der letzten Schlacht von Zama um 202 vor unserer Zeit durch die Römer. 468 war die Halbinsel strategisch wichtig für den Vandalenfeldzug. Das 6. Jahrhundert prägten die Byzantiner mit ihren Festungsbauten.
Am 12. Mai 1943 endete der Tunesienfeldzug mit der Kapitulation von 232.000 deutschen und italienischen Soldaten – auch "Tunisgrad" genannt.
Der südliche Teil der Halbinsel ist von Landwirtschaft geprägt. Der Anbau von Zitrusfrüchten, Oliven, Weinbau sowie Getreide und die zugehörigen Bewässerungsmethoden wurden von den muslimischen (Moriscos) Einwanderern und den jüdischen Flüchtlingen aus Andalusien beigesteuert. Zu einem geringen Teil wird auch Viehzucht betrieben. Der Tourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung. Diesen Umstand fördert die von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestufte phönizische Ausgrabungsstätte von Kerkouane bei Kelibia gelegen. Nur wenige schlechterhaltene Bauten sind aus der Römerzeit vorhanden. Ein ist die Siedlung Pupput bei Hammamet. Die byzantinischen Festungen sind bis zum heutigen Tage charakteristisch. Veränderungen erfuhren diese in islamischer Zeit. Ein Beispiel liefert die Kasbah (Festung) von Kelibia.
Der andalusische und teilweise auch osmanische Einfluss findet sich in den landwirtschaftlichen Strukturen als auch in der historischen Architektur der kleinstädtischen Siedlungen wieder.
Die Städte Kerkouane und Kelibia befinden sich an der Ostküste und die touristisch interessanten Städte Nabeul und Hammamet (Golf von Hammamet) an der Südküste. Weitere Städte sind Grombalia und Soliman (Golf von Tunis).
Zum Einzugsgebiet der Verwaltung gehören noch die Zembra-Inseln.

Grombalia / Hukulumbarros

Die Stadt Grombalia (arabisch قرمبالية) liegt am westlichen Rand der Halbinsel Kap Bon auf einer Fläche von rund 65 km⊃2; im relativ regenreichen und fruchtbaren Landstrich mit Obst- und Gemüsegärten sowie Weinbergen. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf ca. 68.000.
Die Bezeichnung Hukulumbarros für die Stadt stammt aus der Antike.
Ein mittelalterlicher Rundturm sowie imposante Grabmäler auf dem kolonialzeitlichen Friedhof sind noch erhalten.
Die Gegend ist durch aus Andalusiens vertriebene Mauren geprägt. Sie begründeten im 17. Jahrhundert den heutigen Standort der Stadt. Von 1881 bis 1957 zog sich die französische Protektoratszeit. In dieser Zeit ließen sich vorrangig Italiener dort nieder. 1977 wurde der deutsche Soldatenfriedhof "Bordj Cedria" angelegt.
Die Landwirtschaft und da vorrangig der Anbau von Weintrauben, Oliven und Zitrusfrüchten stellt das heutige Betätigungsfeld dar. Jährlich im September findet ein Weinfest "Festival de la Vigne" statt.
Der Badeort Hammamet ist ca. 28 km südöstlich zu finden.

Beim 9 km südwestlich gelegenen Dorf Aïn Tébournouk wurden Ruinen der Römerstadt Tubernuc aufgefunden. Es konnten ein kleines Forum mit Säulengängen und einem Kapitol, zwei gepflasterte Straßen sowie ein kleiner Staudamm mit zugehörigem Wasserreservoir freigelegt werden. An einem Torbogen befand sich ein Quellsymbol, welches ein Quellheiligtum der Römer vermuten lässt.

12 km südlich liegt die im Jahr 1610 von vertriebenen Mauren/Morisken (zum Katholizismus [unter Zwang] übergetretene Mauren) und Juden aus Andalusien gegründet Stadt Soliman. Die Architektur des Stadtkerns zeigt das andalusisch-maurische Erbe mit gewölbten Durchgängen unter den Häusern, einigen Balkonen und Fensterverkleidungen sowie geschnitzten Türrahmen und -portalen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Große Moschee in der Stadt sowie die Ruinen der Festung Borj el Jahmi am bekannten Soliman-Plage (Strand). Soliman gehört zu den wichtigsten Marktzentren der Grombalia-Ebene, welche auch als Garten von Tunesien bezeichnet wird.

Korbous / Djebel Korbous

Korbous ist ein alter und heute der Hauptkurort Tunesiens mit ca. 3.550 Einwohnern.
Um den malerisch gelegene Ort erreichen zu können, müssen Serpentinen und eine steile Abfahrt der mit 419 m höchsten Erhebung der Halbinsel Kap Bon, dem Berg Djebel Korbous, bezwungen werden. Ein Aussichtspunkt bietet einen hervorragenden Blick über die Bucht von Tunis und während der Fahrt kann man hin und wieder ein Blick auf die pompöse Villa verstorbenen tunesischen Präsidenten Bourguiba werfen.
Von der heilenden Wirkung der sieben heißen Quellen wussten schon die Römer. Sie nannten sie Aquae Calidae Carpitanae (lateinisch).
Die Bezeichnungen lauten Aîn Arraka, Aîn El Fakroun, Aîn El Kébira, Aîn Kallasira, Aîn Khfa, Aîn Oktor und Aîn Sbya.
Die Temperatur des Thermalbads Ain Oktor erreicht bis 50 °C.
Die Heilquellen weisen Sodium-Chlorid, Schwefel und Calcium auf.
Eine Besonderheit stellt der sogenannte Zerziha-Stein dar. Dieser soll der Sage nach den Kinderwunsch erfüllen, wenn sich eine Frau getraut, diesen hinab zu rutschen.

Ghar el-Kebir / El Haouaria / Al Huwariyah

El Haouaria/Al Huwariyah ist eine Stadt mit ca. 15.000 Einwohnern und ca. 4 km von der Spitze des Cap Bon entfernt.
Die Einnahmequellen sind die Landwirtschaft mit Zitrusfrüchte und Gemüse, der Tourismus sowie die Falknerei. Die Zucht von Raubvögeln zieht sogar Scheichs aus den Emiraten zum "Falkenfest" an. Den Ortseingang ziert eine Bronzefigur eines Wanderfalken.
Gute 2 km Richtung der Spitze des Cap Bon sind die höhlenartigen Steinbrüche Ghar el-Kebir (Grotten romaines).
Diese nutzen neben den Phöniziern auch die Römer. Sie trieben Schächte ins Felsgestein und perfektionierten den Abbau mit Seilwinden. Anhand der Tiefe der Schächte lässt sich erahnen, wie schwer die Sklaven arbeiteten.

Kelibia / Clupea / Aspis

Kelibia (arabisch قليبية) ist eine Hafenstadt an der Nordostküste der Halbinsel Kap Bon auf einer Fläche von rund 128 km⊃2;. Sie bietet ca. 45.000 Einwohnern ein zu Hause und ist damit die drittgrößte Stadt des Gouvernement Nabeul nach Nabeul (ca. 62 km südwestlich) und Hammamet (ca. 77 km südwestlich). Die Landeshauptstadt Tunis ist auf der Strecke über Menzel Bouzelfa ca. 110 km entfernt.
Die Meeresnähe bewirkt gemäßigte Temperaturen. Niederschlag fällt vorrangig in den Monaten Januar bis März.
Die 60 km östlich gelegene italienische Insel Pantelleria kann bei guter Sicht erspäht werden.
Zu phönizischer / karthagischer Zeit nannte sich die Siedlung Aspis. Nach einer kurzen Belagerung im Ersten Punischen Krieg eroberten die Römer 255 vor unserer Zeit die Stadt. Sie benannten sie in Clupea / Clypia um. Im 6. Jahrhundert gewann Byzanz die Oberhand. Im 7. Jahrhundert wuchs der islamische und im 17. Jahrhundert der osmanische Einfluss.
Die Beeinflussung der einzelnen Etappen lassen sich sehr gut auf dem Burgberg am die Stadt überragenden Fort / Zitadelle (Festungsanlage) verdeutlichen. Die Ursprünge stammen aus der spätrömisch-byzantinischen Zeit. Die Ziriden und Hafsiden nutzen die Anlage als Wehrkloster / Ribat (Grenzfestung), welches die Osmanen Aus- und teilweise Neubauten. Den nahezu trapezförmigen Grundriss umgeben eckige Wehrtürme. Es wurden auch Strukturen eines islamischen Gebetsraumes freigelegt. Kelibia ist ein Titularbistum (historisches / untergegangenes Bistum) der römisch-katholischen Kirche.
Eine frühchristliche Baptisterium (Taufkapelle) in Vierpassform (Kreisbogenmuster) fand sich außerhalb der Stadt. Der außergewöhnlich gut erhaltene Mosaikschmuck ist heute im Bardo-Museum in Tunis zu bestaunen.
Das UNESCO-Weltkulturerbe der phönizischen Ausgrabungsstätte Kerkouane befindet sich etwa 12 km nördlich von Kelibia.
Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Fischereihafen mit einem Jahresaufkommen von 15.000 Tonnen. Dies entspricht ca. 15 Prozent des tunesischen Fischfangs.
Der Tourismus ist dank guter Strände, wie La Mansoura, eine weitere wichtige Einnahmequelle. Das Umland lässt einen fruchtigen und trockenen Muskatwein produziert.

Kerkouane / Site punique

Die punische Stadt Kerkouane (deutsch: Kerkouan) und ihre Nekropole befinden sich ca. 12 km nördlich von Kelibia auf der Halbinsel Kab Bon.
Bei dem Ausgrabungsgelände handelt es sich um eines der wichtigsten archäologischen Nordafrikas und vermutlich um die einzige erhaltene punische Stadt. Der Bereich wurde in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Es wird vermutet, dass Kerkouane eine Berberansiedlung vorausging. Die Ursprünge werden durch archäologische Funde ins 6. Jahrhundert vor unserer Zeit datiert.
Die gut erforschte neun Hektar große Stadt im Halbrund am Meer war dicht bebaut. Auf Grund von Treppen wird vermutet, dass die Häuser Obergeschosse hatten. In der Hausmitte lag ein Hof, von welchem die einzelnen relativ komfortablen Räume abgingen (Peritylhaus). Sie wiesen Badewannen auf, Fußböden mit einer Vorform von Mosaiken / Tanitmosaik (opus signinum) sowie Wände mit teilweisen modellierten Stuckaturen. An den Häusern fanden sich Regenrinnen. Das Mauermaterial war größtenteils Stein aus der Umgebung, welcher unbehandelt als auch bearbeitet verbaut wurde.
Neben einem Tempel, einer Stadtmauer und einer Hauptabwasserleitung fanden sich Töpfereien und Anzeichen einer Purpurmanufaktur sowie Produktionsstätten für Glaswaren. Der Handel war sicherlich auch ein großer wirtschaftlicher Faktor. Es wurden Importe aus vielen Anrainerstaaten des Mittelmeers gefunden, jedoch noch kein Hafen. Dieser wird außerhalb des Stadtgebietes vermutet. Dort wurden bislang vier Nekropolen entdeckt. Es fand sich in einem der Gräber ein Holzsarg mit einem nach hellenistischem Stil modellierten Deckel, welcher eine vornehmen Dame zeigte. Die wurde auf das 4. Jahrhundert vor unserer Zeit datiert.
Die Zerstörung von Kerkouan erfolgte wahrscheinlich während des Ersten Punischen Krieges. Sie wurde nicht wieder errichtet.
Ausgrabungen mit Unterbrechungen erfolgten in der Zeit von 1953 bis 1976.

El Masri Stausee

Tunesien hat über 30 Staudämme/-seen. Sie dienen der Wasserversorgung und sind drei Gruppen aufgeteilt – Nord / Cap Bon / Zentrum.
Der Staudamm / die Talsperre Masri gehört der Region Cap Bon an und wurden 1968 in Betrieb genommen.
Das Einzugsgebiet umfasst 40 + 13 km² mit einem durchschnittlichen Wassereinlauf pro Jahr von 2.347 m³ bei einer maximalen Kapazität von 5.780 m³.

Korba (Qurba) – Curubis / Curubi

Auf der Ostseite der Halbinsel Cap Bon befindet sich die Küstenstadt Korba (arabisch: Qurba) am Golf von Hammamet. Sie hat ca. 34.000 Einwohner und eine Fläche von ca. 1.500 ha im hügeligen Landstrich zwischen dem Kap Mustafa und dem Ras Mamoura. Bis zur Gouvernoratsstadt Nabeul sind es ca. 20 km.
46 vor unserer Zeit wurde die bereits zu punischer Zeit bestehende Stadt Curubis (italienisch Curubi) durch zwei römische Generäle – Publius Attius Varus und Gaius Considius Longus – zur Festung ausgebaut und durch Gaius Julis Caesar später zum Municipium (von Rom abhängig) mit dem Namen Colonia Julia Curubis gemacht. Von der römischen Ruinenstätte blieben nur einige Mauern, Mosaike, Zisternen und Reste eines Aquäduktes erhalten und lohnen daher nur für Geschichtsinteressierte. Einige wichtige archäologische Fundstücke, wie Mosaike, sind im Museum von Nabeul und im Bardo-Museum von Tunis untergebracht.
Das archäologische Ausgrabungsgelände ist ca. 3 km nördlich von Korba entfernt – Fahrtrichtung Kelibia rechtsseitig.
Das Titularbistum der römisch-katholischen Kirche geht auf den untergegangenen Bischofssitz der antiken Stadt zurück. Der Sitz selber war der Kirchenprovinz Karthago zugeordnet.
Korba ist größtenteils von Feldern umgeben, auf denen viele Tomaten und Erdbeeren angebaut werden. Dies führte zum scherzhaften Beinamen "la ville rouge – die rote Stadt".
Es ist keine Touristenstadt. Die schöne Küstenlinie bietet einige schöne Strände, welche im Sommer nicht so stark frequentiert sind, wie die von den Nachbarstädten Nabeul oder Hammamet.

Nabeul / Nabul / Neapolis

Die Stadt Nabeul (arabisch نابل) – DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) Nābul hat ca. 60.000 Einwohner. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Delegation sowie des Gouvernements mit ca. 780.000 Einwohnern.
Nabeul ist auf der Südseite von Cap Bon im Golf von Hammamet ca. 65 km südöstlich von Tunis sowie ca. 14 km südwestlich vom Touristenort Hammamet entfernt zu finden.
Im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit gründeten griechische Auswanderer die Hafenstadt Neapolis (neue Stadt). Diese gehörte anschließend zum Einflussgebiet von Karthago, vom Römischen und Byzantinischen Reich. 674 drangen die Araber auf die Halbinsel vor und wurden kurz darauf von den Normannen vertrieben
Seit 1984 ist im Zentrum von Nabeul kleines, jedoch recht modernes Archäologisches Museum beheimatet. Diese zeigt Exponate aus Neapolis und dem nahe gelegenen Kerkouane.
Südlich des Stadtzentrums in ca. 2,5 km Entfernung wurde eine Villa mit Mosaikfußböden ausgegraben. Diese lassen auf das Maison des Nymphes = 'Haus der Nymphen' schließen. Weiterhin fand sich eine römische Fischverarbeitungsfabrik. In dieser wurde die zu dieser Zeit sehr beliebte Würzpaste /-soße Garum hergestellt. Man nutzte sie auch durch Einsalzen zur Konservierung von Fisch. Zu jener Zeit war es ein wichtiger Wirtschaftszweig. Weiterhin war es ein bedeutendes Zentrum für Handwerk und Handel.
Noch heute ist die Töpferei- und Keramikkunst stark vertreten. Im Umfeld von Nabeul werden kunstvolle Kacheln und bearbeitete Natursteine sowie Parfüme hergestellt.
Die Landwirtschaft stellt einen weiteren bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Im Umland werden Zitrusfrüchte, Blumen und Weinstöcke angebaut.
Die Stadt ist auch bei Touristen für seinen freitäglichen Markt (Suq) bekannt. Die zum Teil überwölbten Gassen der Suqs in der Altstadt (Medina) bieten ein reichhaltiges Angebot an Souvenirs, Schmuck, Lebensmittel und für die Region typische Keramikwaren.
Eine 2 km lange Palmenpromenade führt vom Zentrum zu den zahlreichen Sandstränden.

Hammamet / Mahomette - Pupput

Hammamet (arabisch الحمامات) - DMG (Umschrift des arabischen Alphabets) al-Ḥammāmāt ist im Südosten von Cap Bon zu finden. Die Stadt gehört zum Gouvernement Nabeul sowie zur meistbesuchten Region von Tunesien. Der Landstrich ist bei Einheimischen wie Touristen wegen der naheliegenden kilometerlangen Sandstrände in Nord und Süd beliebt.
Die offizielle Einwohnerzahl beträgt ca. 95.000. Diese sind auf einer Fläche von 36 km⊃2; verteilt.
Aus der Antike ist nur überliefert, dass es eine kleine römische Siedlung gab. Diese hieß Pupput. Archäologische Grabungen aus dem Jahr 2004 beförderten eine umfangreiche Nekropole zu Tage. Im 13. Jahrhundert wurde eine Festung errichtet. Hammamet wurde im 15. Jahrhundert erstmals erwähnt. Die Europäer bezeichneten zu dieser Zeit die Stadt als Mahomette. Das Fischerdorf war ein Stützpunkt von Korsaren.
Am 13. Mai 1943 erfolgte die Kapitulation in der Villa Sebastian. 130.000 deutsche und 120.000 italienische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft. In Anlehnung an Stalingrad sprach man von "Tunisgrad".
Ab den 1960iger Jahren entwickelte sich die Stadt und das Umland zum größten Badeort. Es entstanden die kleinere "Zone Touristique Hammamet Nord" und die südliche Hotelzone, welche über 20 km bis zum neugebauten Touristenzentrum Yasmine Hammamet reicht. Nach 4 km befindet sich das Kulturzentrum in der ehemaligen Villa des rumänischen Millionärs George Sebastian. Im Sommer findet ein internationales Festival mit Theater-, Musik- und Folklorevorstellungen statt.
Die historische Medina (Altstadt) ist 200 x 200 m groß und vollständig mit einer Mauer umgeben. In ihrer Westecke befindet sich die Kasbah (Festung). Im 15. Jahrhundert wurde die Große Moschee und 1798 die Sidi-Gailani-Moschee errichtet.
Die zum Teil überdachten Gassen der Märkte (Suqs) bieten ein reichhaltiges Angebot an Souvenirs zwischen dem Haupttor und der Kasbah.
Neben der Nekropole sind direkt am Meer der islamische und gegenüber an der historischen Stadtmauer der christliche Friedhof.
Auf der Nordseite der Medina bildet der Place des Martyrs den Mittelpunkt des modernen Hammamet. Diesen ziert ein dem Eiffelturm nachempfundenes Denkmal, welches das an die "Märtyrer" des tunesischen Unabhängigkeitskrieges erinnert. Weiterhin führen eine Hauptstraße Richtungen Norden (Avenue Habib Bourguiba) und Osten (Avenue de la République), in deren Umfeld Geschäfte, Hotels, Restaurants und Dienstleistungsgewerbe ansässig sind.

Djebel Oust / Hammam Oust / Thuburbo Majus

30 km südwestlich der Hauptstadt Tunis ist der kleine Ort Djebel Oust zu finden. Dieser gehört zum Gouvernement Zaghouan. Die Einwohnerzahl der Gemeinde beträgt ca. 4.000.
Das Zentrum zeichnet einem wunderschönen Bahnhof, eine Schule und eine Moschee mit schönem Minarett aus.
Die Örtlichkeit ist seit der Antike für chlor-sulfatierte Warmwasserquellen, welche ca. 1,5 km außerhalb liegen, bekannt.
Die Ruinen der römischen Thermen befinden sich auf dem sehr großen Gelände von Hammam Oust. Der damalige Name ist nicht überliefert. Der Zutritt ist leider untersagt und wird entsprechend kontrolliert. Somit kann man die gut erhaltenen Mosaike der römischen Thermen, des Tempels sowie mehrerer Zisternen nicht in Augenschein nehmen.
Das römische Aquädukt von Zaghouan über Oudna (Uhtina) bis nach Karthago verläuft in ca. 2 km Entfernung am Ort vorbei.
15 km von Hammam Oust Richtung Oudna / El Fahs entfernt, wurde die römische Stadt Thuburbo Majus freigelegt. Die Gründung 27 vor unserer Zeit geht auf Kaiser Augustus zurück. Es wurden ein Heiligtum, mehrere Thermalbäder und Zisternen sowie eine an die Bäder angeschlossene Residenz ausgegraben.
Neben der Landwirtschaft ist auch eine südlich befindliche Industriezone namens Bir Mcherga ansässig. Sie beherbergt ein wichtiges Zement- und Betonwerk. Ein weiterer Wirtschaftszweig ist das ca. 1,5 km entfernte Kurzentrum Hammam Oust. Die Bade- und Thermalanlagen liegen an der C 133, deren Verlängerung in die C 134 übergeht, die Straße nach El Fahs.
Das Spa hat mehrere Thermalbadanlagen und Patientengebäude sowie zwei Hotels. Die Spitze des bewaldeten Bergrückens bietet eine gute Aussicht bis nach Tunis.
Hammam el Oust selber zählt zu den drei wichtigsten Kurorten Tunesiens, Kurort Hammam Bourguiba im Nordwesten und Badeort Korbous auf der Halbinsel Cap Bon.
Das Wasser der aus Römerzeit bekannten heißen (bis zu 54 °C) und heilenden (reich an Chlor und Sulfat) Quellen muss heutzutage aus 100 m Tiefe heraufgepumpt. Es werden Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Arthrose und Arthritis, und andere behandelt. Die im Jahre 1862 entdeckten antiken Ruinen der römischen Thermen befinden sich auf dem Gelände des Kurbades.

Sainte Marie du Zit - Oued Ez Zit

Sainte Marie du Zit ist ein ehemaliges französische Siedlungsdorf. Die Übersetzung lautet St. Maria des Südens. Die Siedler errichteten es im französischen Stil, wovon noch Wohnhäuser, Stallungen und Vorratshäuser zeugen.
In 3 km nördlicher Richtung sind Überreste einer römisch- und byzantinischen Ruinenstätte Oued Ez Zit zu finden. Bei einem Torbogen lässt zum einen ein Trümmerfeld auf Zisternen schließen und zum anderen ist ein Kellergewölbe vorhanden. Die Decke stützen 4 feingearbeitete Pfeiler und im Umfeld finden sich Säulentrommeln, Säulenbasen und einige Friese. Ein Bodenmosaik ist im Bardo-Museum ausgestellt.

Zaghouan / Zica / Ziqua

Bei Zaghouan / Zaghwān handelt es sich um eine Kleinstadt, welche gleichzeitig Hauptstadt des Gouvernement ist, sowie um eine Gemeinde im Norden von Tunesien. Der Großteil der rund 16.000 Einwohner stammt von zugewanderten Berbern aus den umliegenden Bergregionen ab.
Die Stadt befindet sich zu Füßen des Djebel Zaghouan.
Im Altertum hieß die Stadt Zica / Ziqua und lag wenige Kilometer nordwestlich. Hier wurde das Aquädukt von Zaghouan / Karthago errichtet –
siehe Römisches Aquädukt / Nymphäum. Die Ruinen des Tempels der Gewässer / Nymphäum wurden restauriert. Aus römischer Zeit stammen die Überreste eines Stadttores.
Im Zweiten Weltkrieg wurde ein französisches Kriegsgefangenenlager mit durchschnittlich 2.600 zu meist deutschen Befangenen betrieben.
Das heutige Stadtbild prägen verwinkelte Gassen und kleine Plätze mit weißgetünchten Häusern. In Ortsmitte auf einem Hügel finden sich eine ehemalige katholische Kirche der französischen Siedler sowie Moscheen. Unweit ist ein einen öffentlicher Brunnen sowie das Mausoleum / der Grabbau eines Ortsheiligen. Beide Objekte sind mit wunderschönen Kacheln versehen. Die Grabmoschee von Sidi Ali Azouz weist zudem eine bemerkenswerte Kuppel mit glasierten grünen Ziegeln und wunderschön gebrannten Fliesen als Mauerdekor mit geometrischen Motiven auf.
Die Umgebung ist eine wasserreiche und fruchtbare Agrarregion mit Feldern und Ölbaumplantagen. Die zahlreichen Quellen förderten den Bau vieler Hammam. Dies wiederum führte dazu, dass sich Zaghouan zu einem Erholungszentrum für Tunesier entwickelte.
Das Umfeld rundet der wunderbare Blick auf das Djebel Zaghouan (Gebirge) ab.

Römisches Aquädukt / Nymphäum

Römisches Aquädukt / Nymphäum (Wassertempel - Neptuntempel)

Das Aquädukt von Zaghouan / Karthago ist eine antike römische Wasserleitung von den Bergquellen in Zaghouan bis nach Karthago. Sie wuchs mit Nebenquellen auf eine Gesamtlänge von 132 m an und war damit die längste im römischen Reich.
Für das Bauwerk gibt es keine exakte Datierung. Es werden die Jahre 128 bzw. 162 vermutet. 128 besuchte Kaiser Hadrian die Örtlichkeit. Daraufhin sollte eine fünfjährige Trockenzeit zu Ende gegangen sein. 167 erfolgte die Einweihung der Antoninus-Pius-Thermen. Die Badeanlage hatte eine vergleichbare Größe mit den Kaiserthermen in Rom. Der daraus resultierende Wasserbedarf konnte nicht mehr alleine durch Regen abgedeckt werden.
Die Hauptquelle (La Source) des Brunnentempels am Nordhang des Djebel Zaghouan liegt südlich der gleichnamigen Kleinstadt. Über diese wurde in römischer Zeit ein Quellheiligtum / ein Nymphäum / Nymphenheiligtum – halbkreisförmiges Gebäude in Säulenarchitektur – errichtet. Zahlreiche Nymphenstatuen, welche die Nischen füllten, sind im Bardo-Museum von Tunis zu bestaunen (Nereiden – Wassergeister). In der Antike entwickelte sich der Neptuntempel zum wichtigsten von Nordafrika. Das Heiligtum (Temple des Eaux) wurde auf einer künstlichen Terrasse errichtet und rundherum entsprangen fünf Quellen, welche mittig mit einem Kuppelbau überdacht waren. Auf diesem stand eine Neptunstatue.
Auf dem 90 km langen Weg von Zaghouan nach Karthago wurden 264 Höhenmeter überwunden. Die Höhendifferenz der ersten 6 km betrug dabei 130 m. Ab Moghrane hatte das Gefälle bis Karthago durchschnittlich 0,15 %.
Nach 193 kam eine zweite Quelle aus dem Djebel Djouggar hinzu. Das dortige Quellheiligtum erreichte nicht die Bedeutung von Zaghouan. Die Einbindung erfolgt nach 33 km bei Moghrane.
Der Transportweg wurde bodennah gestaltet. Es mussten jedoch drei Ebenen gequert werden. Dies geschah mit imposanten Arkaden über die Ebene des Oued Miliane bei Oudna und Mohamedia mit 5 km, bei Oued Ellil mit 2 km sowie die Ebene von La Soukra, zwischen El Ariana und Karthago mit 10 km.
Die Ebene von Oued Miliane kennzeichnet noch eine ca. 125 m breite Brücke über den Fluss Miliane, welche aus einer doppelten Arkadenreihe mit einer Höhe von 33 m bestand. Die Arkaden der anderen beiden Ebenen waren bis zu 20 m hoch.
Am Ende der Wasserleitung fanden sich in der Regel Zisternen.
Die Zisterne von La Malga war die größte in der Antike mit ca. 51 Millionen Litern Fassungsvermögen.
Die Zisterne von Bordj Djedid bestand aus 18 parallelen tonnenförmigen Becken mit ca. 25-30 Millionen Litern Fassungsvermögen. Sie war für die Versorgung der Antoniusthermen vorgesehen.

Oudna / Oudhna / Uthina

Der kleine Ort Oudna (Henchir Oudna / Oudhna) hat ca. 2.650 Einwohner. Sein Zentrum stellt der koloniale Bahnhof dar. Bekannt ist er eher für den sehr gut erhaltenen Abschnitt des Römischen Aquädukts / Wasserleitung von Zaghouan / Karthago. Schon von weitem sind die schönsten Teile dieses Bauwerks in einer langen Linie zu erkennen und beim Annähern werden diese immer imposanter.
Die archäologische Stätte von Uthina ist etwas vom Ort entfernt und dürfte über 1800 Jahre alt sein. Die meisten Sehenswürdigkeiten und Hinterlassenschaften aus römischer Zeit sind hier nicht unter Wüstensands, sondern unter Feldspat verborgen.
Die Hauptattraktionen sind das Theater, das Kapitol sowie die Villen und Thermen mit ihren Mosaikböden.
Das Amphitheater ist teilweise im Boden eingegraben. Es bot für ca. 10.000 Zuschauern Platz.
Vom Kapitol, Tempel der Kapitolinischen Trias (Gottheiten Jupiter Juno und Minerva) sind noch Säulen erhalten. Hinter diesen wurde zu Kolonialzeiten ein Wohnhaus errichte, welches mittlerweile entfernt wurde. Unterhalb des Kapitols findet sich eine große, begehbare Halle mit großartigen Tonnengewölben. Der Kapitolshügel ist der größte in Afrika und war in mehrere Ebenen unterteilt.
Die römischen Privathäuser / Patrizier Villen bestachen durch ihre kleinen und großen privaten Bäder / Thermen und die zugehörigen Mosaikböden. Diese und die öffentlichen Badeanstalten / Thermen wurden von zwei großen Zisternen gespeist.
Die Engelsbäder geben einen besonderen Einblick in die Schönheit der damaligen privaten Bäder gut betuchter römischer Bürger. Das Bad der Engel kennzeichnete ein gewölbtes Frigidarium (Kaltbad), welches aus einem Raum mit Wasserbecken bestand. Oberhalb des Beckens befanden sich große Nischen. Die Böden und die Wände der kleinen Bäder waren mit wunderschönen Mosaikmotiven verziert. Eine Szene bezog sich auf drei Engel, die auf einem Boot mit Segeln sitzen. Dies führte zum Beinamen "Bäder der fischenden Engel". Die herausragenden Mosaikböden und deren Verarbeitung galten als unübertroffen.
Ein repräsentatives Wohnhaus von reichen römischen Bewohnern ist das sehr gut erhaltene Gebäudeareal der Familie Laberii. Es ist über 1.600 m² groß. Dieses sicher eines der schönsten Häuser errichtete man um eine Säulenhalle (Peristyl) in mitten eines Gartens. Die Fußböden zierten hervorragende Mosaike, unter anderem ländliche Lebensszenen / bäuerliche Arbeiten, Jagdausflüge und Weinranken sowie den Speiseraum (Triclimium) der Icarus.
Die Originale aller Mosaike können im Bardo-Museum bewundert werden. In der Ausgrabungsstätte sind zur Veranschaulichung Kopien vorhanden.
Aus byzantinischer Zeit finden sich Überreste einer Festung sowie mehrerer Kirchen. Ein großes Gotteshaus wartet mit einem gut erhaltenen Mosaikfußboden auf.
Weiterhin sind eine Basilika mit einer kreisförmigen Krypta und Reste eines Triumphbogens zu bestaunen.